Kurz und schmerzvoll zieht die Bitburger Braugruppe ihrer Mehrheitsbeteiligung Crew Republic den Produktions-Stecker. Die Craftbeer-Ikone der Zehnerjahre ist als Braustandort Geschichte. Was bleibt, ist smarte Überlebensrhetorik.
So wie die dreimal durch die Konzernkommunikation weichgespülte Mitteilung (per 1. Dezember an ausgesuchte Kunden) kann man es natürlich auch sagen: „Um unsere gemeinsame Vision“, wird Mit-Gründer Mario Hanel zitiert, „des weiteren Wachstums mit unseren Beststellern umzusetzen (...), wird die Produktion der Crew Republic-Biere nach Bitburg verlegt“. Andere Quellen aus dem dichten Umfeld der zuletzt noch 17.000 hl großen Craftbeer-Brauerei in Unterschleißheim bei München geben eine andere Version der Dinge wieder: Demnach wurden Mario Hanel und Crew-Mitgründer Timm Schnigulla von Bitburger kalt erwischt. Noch zwei Monate zuvor hatten sie beim GFGH-Bundesverbands-Treffen im Hotel um die Ecke vor Zuversicht gestrotzt. Und jetzt: das?
Der Werdegang von Crew Republic:
- 2011 Gründung der Firma durch Mario Hanel und Timm Schnigulla in München; Lohnbrau bei Hohenthanner
- 2013 Die Noris Hopfenverwertungsgesellschaft/Barth-Haas steigt ein
- 2015 Eröffnung der Braustätte
- 2019 Barth-Haas hält 24%, AB Inbev steigt mit 20% ein
- 2021 AB Inbev steigt aus, kurz darauf auch Barth-Haas
- 2021 Einstieg der Bitburger Braugruppe; Anteil steigt sukzessive auf 50,0016%
- 2023 Schließung der Braustätte im Dezember
Die Versuchsbrauerei in Bitburg, Steckenpferd von Bit-Mitgesellschafter Jan Niewodniczanski, biete die „optimale Voraussetzung, um die Qualität und Vielfalt der Crew Republic-Biere nachhaltig sicherzustellen. Der Einstieg der Eifel in Unterschleißheim stand 2021 unter seltsamen Vorzeichen, da doch Bitburg über eine eigene topmoderne Craftwerk-Versuchsbrauerei verfügte. Die Hauptsorten Crew Local Hero Hell und Crew Drunken Sailor IPA sollen bereits seit längerem in der Bitburger Versuchsbrauerei hergestellt worden sein; genauso das erfolgreiche Collab-Bier mit Iron Maiden, das 5.000 hl große Trooper Lager. In der Brauerei in Unterschleißheim wurden nur noch die winzigen Chargen der vielen anderen Sorten hergestellt. Nun werden die beiden teuren Projekte offenbar zusammengelegt. Crew Republic dürfte als Marke erhalten bleiben.
Die gut zehnköpfige Belegschaft wurde gekündigt, verdiente Leute wie Verkaufsleiter Lars Kühne (kam 2022 von Camba) und Produktionsleiter Kai Adelmann sind „open to work“. Die stolze Story der Craftbeer-Frontmänner Hanel/Schnigulla ist auserzählt; ihnen bleibt die Hoffnung, dass Bitburg noch was aus der Marke macht.
Artikel aus INSIDE 941