Edeka kickt Schäff als Eigenmarkenlieferant für Mineralwasser und Süßgetränke raus. Der auf Auslastung angewiesene Kostenführer unter den Mineralwasser-Produzenten verliert die Hälfte seines Volumens.
Laut INSIDERN ist das bislang von Schäff gelieferte Volumen der Edeka gigantisch. Auf 1 bis 1,1 Mrd Liter wird es taxiert. Michael Schäff verfügt über ein verschachteltes Firmen-Imperium, das schwer zu durchschauen ist und zu Spitzenzeiten bis zu 2,8 Mrd Liter gefüllt haben soll. Davon war das Haus schon vor dem Edeka-Knall weit entfernt. Zwischenzeitlich hatte der Kostenführer unter den Abfüllern bereits Pakete bei Rewe und Norma verloren. Kaufland setzt schon länger auf die Schwarz-eigene MEG. Außerdem hatte Aldi im vergangenen Jahr die Mengen für das Mineralwasser im Preiseinstiegssegment reduziert, wegen deutlicher Marktanteilseinbußen. Ingesamt dürfte Schäff so schon etwa ein Viertel der Spitzenmenge abhanden gekommen sein, blieben somit etwa 2 Mrd Liter.
Abzüglich der Edeka-Mengen könnte es nun eng werden. Die Wetten stehen fifty-fifty, mit leichter Tendenz für Schäff. Mit einer resoluten Stillegung von Anlagen und der Trennung von Personal könnte der stolze Vollblutunternehmer den brachialen und plötzlichen Einschnitt überleben. Und auch künftig günstiger als alle anderen anbieten, um die brachliegende Kapazitärt wieder aufzufüllen. Das ist die schlechte Nachricht für die Mitbewerber, an die nun Teilmengen wandern.
Laut INSIDERN haben Hochwald Sprudel, Riha Wesergold, Hansa Heemann, Rheinfelsquelle, Stute, Roxane und ein belgischer Süßgetränkehersteller Pakete bekommen. Der schnelle Wechsel, den Edeka-Chef Markus Mosa mit seinem obersten Einkaufschef Florian Decker per 1. April beschlossen hat, ist anspruchsvoll. Preforms, Etiketten etc. sind derzeit nicht auf Knopfdruck zu bekommen. Auf Mahnungen aus den Regionen, wo Händler nun mit Lücken rechnen müssen, haben Mosa und Decker offenbar keine Rücksicht genommen. Schäff jedenfalls wird pünktlich ab Anfang April keine einzige Flasche mehr liefern.
Decker, der einst bei Plus begann und nach dem Abgang von Gert Schambach bei Edeka eine erstaunliche Karriere gemacht hat (nachdem der auf den Posten spekulierende und nicht berücksichtigte Hans-Jürgen Moog zur Rewe wechselte), gilt als jemand, der Gefallen am Quälen der Hersteller hat. Mit großem Fleiß liked er auf LinkedIn Angriffe seines Chefs Mosa auf die Industrie. Durchziehen, wenn es Anderen weh tut, liegt ihm wie Mosa. Das Duo weiß: Kapazitäten haben wegen der Rückgänge der Eigenmarken alle übrig.
Derweil blühen Gerüchte. Eines davon: Es gäbe bereits Interessenten für Assets wie die kerngesunde Tochter Germeta. Bernhard Schadeberg sucht schon länger nach einem Abfüllanker für seine AfG-Aktivitäten. Die 2016 übernommene Germeta ist nie in das SAP-Konzept von Schäff eingebunden worden. Für Großabfüller Refresco, der sich gerade Hansa Heemann einverleibt hat, wäre sogar die gesamte Gruppe mit den Standorten Brandenburg, Breuna/Hessen und Treuchtlingen/Bayern eine perfekte Ergänzung. Einen Vorstoß soll es schon mal gegeben haben. Hat aber nicht funktioniert. Ein INSIDER: „Da schließt Schäff lieber den ganzen Laden zu.“
Artikel aus INSIDE 898