Die Stiftung Warentest hat Orangensäfte getestet. Nur jeder zweite schneidet gut ab. Besonders schlecht die Konzentratsäfte von Valensina und Voelkel.
Stiftung Warentest benotete sowohl Orangensäfte aus Konzentrat und als auch Direktsäfte. Geprüft wurde fast immer mit dem gleichen Maßstab. Die Ausnahme: das Aroma – bei Direktsäften zählt die Fruchtigkeit, bei Konzentratsäften die wieder zugefügten Aromastoffe. Erstere schneiden im Test durchschnittlich besser ab (die Noten: 2,0 bis 3,1) als Konzentratsäfte (2,2 bis 5,0). Und die am schlechtesten bewerteten Konzentratsäfte sind die Orangensäfte von Valensina (Mildes-Frühstück Orange mit Acerola) und Voelkel (Dennree Orangensaft Bio). Zweimal hagelte es eine glatte Fünf.
Mehr Geschmäckle als valides Urteil?
Die Kritik aus Herstellerkreisen, die Bewertung sei zu subjektiv, scheint nachvollziehbar, sieht man sich etwa das Valensina-Urteil an. Während die sensorische und die chemische Qualität bei Mildes-Frühstück gut sind, ziehen vor allem die folgenden Bewertungen das Gesamturteil nach unten:
Aroma (Note 5): Das auf der Verpackung angepriesene natürliche Orangenblütenaroma sei nicht nachweisbar.
Deklaration (Note 4): Der Saft werde als „mild“ beworben, schmecke aber nicht so.
Betroffene Safthersteller tun sich schwer mit solchen Begründungen. Vor allem, weil das Kriterium des Geschmacks so entscheidend scheint. Und in der Tat: Die auf den ersten Blick schwer zu unterscheidenden Subkriterien Aroma (20%) und Sensorik (45%) machen 65 % des Gesamturteils aus. Das bedeutet, dass weniger als ein Drittel des Geschmacksurteils mit Hilfe von technischen Mitteln gefällt wird. Und zwar das Aromaspektrum, das mittels Gaschromatographie ermittelt wird. Für die Sensorik dagegen sind „fünf geschulte Prüfpersonen“ zuständig, die Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl der Säfte beschreiben. Heißt, diese fröhlichen Fünf sind es, die dafür sorgen, dass die Verkostung „selbstverständlich nicht subjektiv geprägt“ sei, wie Warentest auf Nachfrage versichert. Offenbar war diese sensorische Beurteilung im Fall von Valensina dann auch ausschlaggebend für das schlechte Deklarationsurteil, das ausweist, ob die Angaben auf der Verpackung lebensmittelrechtlich korrekt sind. Oder konkret: ob der als mild angepriesene Saft mild schmeckt oder nicht.
Discounter an der Spitze
Die Kritik aus Herstellerkreisen, wonach PET-Flaschen grundsätzlich schlechter bewertet werden, relativiert Warentest. Es sei zwar so, dass Mehrweg besser bewertet wird als Einweg. Hier müsse man aber unterscheiden: Einwegflaschen aus 100% recyceltem PET schneiden besser ab als Flaschen mit wenig bis keinem Rezyklat-Anteil. Analytisch überprüfbar sei dieser Anteil nicht. Warentest verlässt sich auf die Belege der Anbieter.
Hersteller sind den Tests ausgeliefert: einmal googeln und schon ploppen die mangelhaften Urteile auf. Mit einer Gegendarstellung von Valensina darf gerechnet werden.Wenigstens soll Stiftung Warentest den Fünfer genau erklären. Ungerecht behandelt fühlen sich die Valensina-Verantwortlichen, weil sich bislang noch kein einziger Endverbraucher wegen des Geschmacks des scheinbar mangelhaften Saftes beschwert habe. Die Verbraucher sind die Zielgruppe der Tests, wie Warentest bekräftigt.
Wenig zu beklagen haben die Discounter, die mit Eigenmarken auf Topplätzen rangieren. Kaufland, Lidl und Edeka bei den Direktsäften. Bei den Konzentratsäften schneiden Pfanner, Valensina mit Frühstücks-Orange ohne Fruchtfleisch sowie Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd am besten ab. Nicht nur preislich machen die Discounter das Spiel. Auch qualitativ können ihnen die „echten“ Marken nicht mehr den Saft reichen. Jedenfalls, wenn man die Stiftung Warentest fragt.
Artikel aus INSIDE 938