Auch drei Monate nach dem Einstieg der Rewe beim Getränkelogistiker Trinks hat sich die Aufregung in der Branche nicht gelegt. Jetzt verfestigen sich die neuen Verhältnisse erst mal im Personal.
Aus dem operativen Führungstrio der rund 1,4 Mio Euro Umsatz großen Trinks GmbH wird bald ein Quartett. Die Geschäftsführung wird aufgestockt. Ein Headhunter sucht nach einem weiteren Geschäftsführer (vgl. INSIDE 944). Als Ergänzung zu Finanzmann Roberto Fabiano, Logistiker Thomas Majocco und Vertriebs-Gf Tino Saalbach (dessen Vertrag kürzlich verlängert wurde), soll ein vierter Manager installiert werden.
Arbeit ist genug da. Neben der Modernisierung der Standorte und den Investitionen in Sortier- und Informations-Technologie, die mit dem Kapitalschub der Rewe nun realisiert werden sollen, müssen möglichst viele Kunden bei der Stange gehalten werden. Ein schweres Unterfangen. Trinks beteuert die Neutralität. Warendaten würden keinesfalls an die Gesellschafter durchgereicht. Es herrsche eine strikte Informations-Trennung, wie sie die Rewe auch beim 2019 übernommenen Convenience-Multi Lekkerland einhalte.
Doch bei den Trinks-Kunden sitzt der Schock tief. Fachmarktketten ohne Eigenlogistik (z.B. Orterer), LEH-Player wie Bartels-Langness, Bünting, K+K, Kaes, Metro, Globus, Tegut und vor allem Kaufland müssen nun entscheiden, ob sie ihr Mehrwegsortiment einer Rewe-Halbtochter anvertrauen.
Die Prepper der Edeka sind da schon weiter, bereiten sich in immer mehr Regionen auf Eigenbelieferung vor. Auch wenn die Entscheidung der Edeka Nord (statt Trinks und deren Unterverleger Behn und Splendid fährt die Edeka selbst) ein Alleingang ohne Bedeutung für andere Regionalgesellschaften sein könnte.
Die bittere Erkenntnis: Das sorgsam austarierte Geflecht der Mehrweglogistik wird in Fetzen geschnitten.
Und die GFGH-Konkurrenz weiß, dass die neue Mutter etwaige Lücken bei Trinks durch zusätzliche Rewe-Strecken kompensiert. Sprich: dass Rewe-Umsätze vom übrigen GFGH abgezogen werden. Bei etlichen Großhändlern (von vielen kleineren bis zu Splendid Drinks) spielen die Rewe-Mengen eine zentrale Rolle. Doch die Halbtochter Trinks genießt künftig Vorrang.
Die neue Inhaberstruktur (siehe unten) spiegelt sich im Aufsichtsrat wider. Neben Bitburger-Gf Markus Spanier, Warsteiner-CEO Helmut Hörz und Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg sitzen nun auch drei Rewe-Vertreter im Aufseher-Gremium. Die drei Gesandten aus Köln sind der Geschäftsleiter Ware und Organisation Marcus Birmelin, der 2020 von der Edeka geholte Logistikchef Lars Siebel und Getränke-Chefeinkäufer Axel Bolten, der zugleich auch als Geschäftsführer bei Rewes Fachmarkt-Plattform GVG fungiert.
Einkäufer Bolten dürfte es Kraft seiner hohen Warsteiner-, Bitburger- oder Krombacher-Volumina nicht allzu schwerfallen, die übrigen AR-Mitglieder zu überzeugen, falls der Kurs aus Köln mal nicht auf Zuspruch stößt. In der Gesellschafterversammlung muss die Rewe nur einen der drei Brauer überreden. Die Altgesellschafter besitzen zusammen noch 49,9975%, exakt genauso viel wie die Rewe (siehe unten). Die Trinks GmbH selbst hält einen Minianteil: Eher ein Feigenblatt, denn ein Zünglein an der Waage.
Heimliche Mehrheit: Trinks-Gesellschaftsanteile
Bitburger Braugruppe: 16,66583%
GL Verwaltung GmbH (Krombacher): 16,66583%
Warsteiner Distribution Beteiligung: 16,66583%
Rewe Zentralfinanz eG: 49,9975%
Trinks GmbH: 0,0050%
Artikel aus Heft 949