Eines der ambitioniertesten GFGH-Projekte der letzten Jahre, das von Logistikunternehmer G. Thiel mit viel Optimismus zusammengekaufte Konglomerat Splendid Drinks, schickt den Kapitän von Bord. Udo Pfeifer ist vorletzte Woche (INSIDEHot Shot vom 14.7.) überraschend ausgeschieden.
Mit dem Verkauf von 51% seiner Getränke Pfeifer Holding war Udo Pfeifer 2018 unter Günther Thiels Dach gerutscht. Der schwerreiche Ex-Logistik-Unternehmer setzte Pfeifer als CEO seiner Splendid Drinks Deutschland ein. Als solcher sollte der Chemnitzer die von Thiel in den Vorjahren zusammengekauften Getränkefachgroßhändler zu einer schlagkräftigen und profitablen Einheit machen, zur Splendid One.
Damit wagte sich der frühere Radsportler Pfeifer (ein DDR-Meistertitel, sowie weitere Silber- und Bronze-Medaillen) an eine Bergwertung der Hors Catégorie heran. Überall musste zusammengeführt, Kosten gespart, und komprimiert werden. Inzwischen tritt das verbliebene Dutzend der Standorte einheitlich als Splendid Drinks auf. An Gelos-Ottenkrilla, Müller-Bielefeld, Nordmann-Hannover oder Göttsche-Hamburg erinnern nur noch ältere LKW-Lackierungen. Ein gemeinsames ERP- und IT-System soll bis Herbst auch an den letzten Standorten im Osten installiert sein. Doch u.a Corona machten die 2019 entwickelten Sanierungspläne zunichte. Das Splendid-Konglomerat ist laut INSIDERN weiter hochdefizitär. Die Ziele wurden vertagt. Vor den nächsten, den vielleicht rennentscheidenden Etappen muss Pfeifer nun vom Rad steigen. Aus Luxemburg kam die lapidare Durchsage: „Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Gesellschafter Günther Thiel und Udo Pfeifer sich einvernehmlich darauf geeinigt haben, dass Herr Udo Pfeifer sich ab sofort auf seine Immobilienprojekte konzentrieren wird und nicht mehr als CEO für Splendid Drinks Deutschland tätig ist.“
Das Ende kam unerwartet. Wenige Wochen zuvor ließ sich Udo Pfeifer in Salzburg noch als Aufsichtsrat der FürSie eG bestätigen. Und zuhause in Chemnitz hatte bis zur entscheidenden Sitzung niemand, wohl auch er selbst, nichts geahnt. Zum Glück hatte der 54-Jährige ohnehin erstmal Urlaub geplant, Zeit zum Verdauen. Seine Frau Doreen Pfeifer, im Unternehmen seit zehn Jahren als Personalchefin und Prokuristin aktiv, war schon einige Wochen zuvor ausgeschieden. Als Vermieter diverser Firmengrundstücke bleiben die Pfeifers dem Laden weiterhin verbunden. Ob sie auch Gesellschafter bleiben, ist ungewiss. Solange die rund 600 Mio Euro Umsatz große GFGH-Gruppe in den roten Zahlen klebt, sind Zuwendungen nötig. Letzten November schoss Thiel weitere 45 Mio Euro in das Eigenkapital. Im Gegenzug tauschte Pfeifer seinen behaltenen 49%-Anteil an Getränke Pfeifer gegen 28% an Splendid Drinks Deutschland. Klar ist: Neuerliche Kapitalmaßnahmen würden zu weiteren Anteilsveränderungen führen. Fortsetzung 2023 Der 72%-Gesellschafter und Vorsitzende des Verwaltungsrats Günther Thiel mag sich wie auch Pfeifer nicht zu den Gründen des Abschieds äußern. An seinen Plänen, so beschwört er, habe sich nichts geändert. Das Projekt Splendid Drinks wird fortgesetzt. Automatisierung, Digitalisierung und eine Schärfung der Dienstleistung werde mittelfristig zu einem lukrativen Geschäft für Getränkelogistiker führen. Splendid Drinks, die dem Umsatz nach drittgrößte GFGH-Einheit (und anders als die größeren DGL und Trinks ohne Industriebeteiligung) werde eine gute Rolle spielen.
Thiel: „Ich habe einen langen Atem.“ Nach Abschluss der Restrukturierung will Thiel wieder in den Angriffsmodus schalten. „2023 werden wir wieder wachsen, organisch und akquisitorisch.“ Die operative Führung von Splendid Drinks muss sich nach dem Aus von Udo Pfeifer nun zunächst sortieren. Thiels Sohn Wolfgang Thiel, fungiert als COO und oberster Logistikleiter, allerdings Remote. Und Thiels langjähriger früherer Manager und Geschäftspartner Christian Fürstaller schwebt als Generalbevollmächtigter über den Dingen. Hauptamtlich kümmert sich Fürstaller als CEO und geschäftsführender Gesellschafter um den in Salzburg ansässigen Logistikriesen Augustin-Quehenberger Group. Splendids IT- und Innendienstchef Mirco Jacob, 40, ist derzeit der einzige Geschäftsführer vor Ort in der neuen Firmenzentrale in Chemnitz. Und der einzige mit GFGH-Know-how. Jacob stammt aus dem GFGH Jacob in Zwickau, der später bei Heiloo aufging. 2017 wechselte er als Gastro-VKD zu Pfeifer. Jacobs jetzige Beförderung in die Geschäftsführung von Splendid Drinks Deutschland hatte freilich noch Udo Pfeifer beschlossen.