Der Saft-, Marmeladen-, Brotaufstrich und Konservenhersteller Stute versucht mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung den Neustart - ohne drückende Pensionsverpflichtungen von rund 25 Millionen Euro.
Überraschend kam die Insolvenz nicht. Es war eine Bauchlandung mit Ansage: Zuletzt hatten die Stute-Brüder versucht, das Unternehmen zu verkaufen. Fast alle Händler waren da, keiner schlug zu, wohl auch weil der Kaufpreis zusätzlich der Pensionsverpflichtungen nicht passte. Die (vorläufige) Insolvenz der drei produzierenden Unternehmen Stute Nahrungsmittelwerke, Paderborner Kühlhaus und K-S-K Technische Betriebswerkstätten war am Ende unvermeidlich. Sie hätten laut Pluta Rechtsanwalt GmbH resp. deren Anwalt Stefan Meyer als vorläufiger Sachwalter zuletzt massiv Umsatz verloren, „was die Kunden ins osteuropäische Ausland verlagert haben“.
Trotz der vorläufigen Insolvenz bleibt bei Stutes die Truppe an Bord, zumindest sieht es derzeit so aus. Zusammen mit dem von RSM Ebner Stolz abkommandierten Generalbevollmächtigten Jan Groß soll Gf Claudia Niemann weitermachen, auch die Stutes bleiben da.
Seit Jahren verliert der einstige Haus- und Hofanbieter von Aldi Mengen. Alle Versuche, sich von der Abhängigkeit von Aldi zu lösen, fruchteten nicht. Es wurde versäumt, verlässliche Kunden aufzubauen. Nur via Ausschreibungen Aufträge zu angeln war eine riskante Strategie und wenig profitabel. Und seit Jahren schießen die Söhne des legendären Inhabers Ewald Stute Geld nach. Neben den Versäumnissen des Managements war es vor allem Hauptkunde Aldi, der den Niedergang mit verursacht hat. Aldi zog immer wieder Pakete und damit Mengen bei Stute ab, gab dann im Gegenzug andere Pakete bei Stute in Auftrag. Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.
Das alte Band, geknüpft durch Ewald Stute, der einst bei der Entführung von Theo Albrecht half und den Bischof von Paderborn einschaltete, hielt schon lange nicht mehr. Konkurrent Lidl hat eine ganz andere, loyale Verbindung zu seinem hundertprozentigen Saftlieferanten Niederrheingold, das sauber geführt und technisch in top-Zustand ist. In einem seiner wenigen Interviews hatte Ewald Stute stets hervorgehoben, dass die (damalige) Loyalität entscheidend war, dass das Geschäft funktionierte. Als vor zwei Jahren Michael Schäff abrupt mit Edeka brach, sprang auch Stute ein. Mit Edeka ist es schwierig Geschäfte zu machen. Auch Konkurrent Riha sprang zunächst ein, verabschiedete sich aber schnell nach einem Jahr wieder. Stute hielt durch.
Mittlerweile ist die Produktion überschaubar. Zuletzt wurde nur noch stundenweise produziert, bei Saftanlagen ein teures Unterfangen. Stute sortiert nun weiter. Um zu überleben, bedarf es lukrativer Aufträge. Die Chance dafür wäre da. Wenn Händler faire Preise zahlen. Produzieren können die Konkurrenten. Aber es gibt nur noch wenige Große - Riha und Refresco. Ein INSIDER: „Wenn der Handel klug ist, zahlt er jetzt mehr.“
Artikel aus Heft 949