Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#932

13 Jahre Craft: Was hängen bleibt

Splendid/Rewe: Das Loch in Bielefeld

Retoure: Günter Thiel

Bei der turnusgemäßen Ausschreibung für die Rewe-Outlets in Nord- und Nordwestdeutschland erlebte Rewes Streckentochter LHV eine dicke Überraschung. In Ostwestfalen klinkt sich ein großer Player aus. Mit erstaunlicher Begründung.

Der Wind hat sich gedreht. Die blinde Jagd nach Volumen ist im Getränkefachgroßhandel inzwischen vorbei. Der Personalmangel drückt gewaltig. Trotz unterdurchschnittlicher Sommer-Nachfrage haben die Streckenlogistiker überall in der Republik genug damit zu kämpfen, ihre bestehende Kundschaft zu bedienen.

Der LHV-Spitze um Niklas Müller und dessen Noch-Kollegen Christian Zeitz (scheidet Ende November aus – INSIDE 928) dürfte deshalb der Schreck in die Glieder gefahren sein, als ihr Splendid Drinks mitteilte, dass der Splendid-Standort Bielefeld sich diesmal nicht an der Ausschreibung beteiligen werde. Laut INSIDERN soll Splendid Drinks eine erstaunliche Erklärung für die überraschende Absage mitgeteilt haben. Der Standort Bielefeld würde derzeit rückabgewickelt.

Rückabwicklung an Müller?

Splendid Drinks-Inhaber Günter Thiel hatte den Standort im Herbst 2018 übernommen, als er von Bernd Müller zunächst 51% der rund 30 Mio Euro Umsatz großen Getränke Müller abkaufte. Die örtlichen Kollegen Wüllner und später Getränke Essmann hatten zuvor abgewunken. Bernds Tochter Viktoria durfte als 49%-Gesellschafterin noch zwei Jahre weitermachen, bevor sie im Oktober 2021 von Bord ging und sich stattdessen als Unternehmens-Coach selbstständig machte. Splendid hält seither 100%.

Von einer „Rückabwicklung“ hat Viktoria Müller bis Mitte dieser Woche laut eigener Aussage nichts gehört. Fest steht aber: Der Mietvertrag für das Gelände in Bielefeld-Jöllenbeck ist kurzfristig kündbar.

(In) Bielefeld gibt es nicht(s)

Bei der Rewe reißt Splendid Drinks mit der Absage für Bielefeld (die übrigen Splendid-Standorte bleiben an Bord) ein riesiges Loch in Ostwestfalen. Denn die Kapazitäten der Konkurrenz sind ausgeschöpft. Die DGL, die jetzt schon knapp die Hälfte der Rewe-Outlets in OWL bedient, ist am nagelneuen, aber knapp geplanten Standort Bad Oeynhausen bis unters Dach ausgelastet. Und der ebenfalls rappelvolle Getränke Waldhoff hatte sich (um Lieferprobleme zu verhindern) an den Standorten Paderborn und Höxter teilweise schon an Konkurrenten gewandt, die zeitweise Edeka-Märkte übernehmen sollten. Für weitere Rewe-Mengen in OWL stehen sie kaum zur Verfügung. In der Not sollen Zeitz und Niklas Müller schon kleinere Verleger aus dem erweiterten Umfeld, wie Dreyer-Münster, Lütvogt-Wagenfeld, Meyer-Lembruch oder Zumdiek-Harsewinkel angehauen haben, doch dort besteht wenig Interesse an einem Ausbau des Streckengeschäfts.

Das Loch ist groß. Laut INSIDERN werden 25 Rewe-Outlets von Splendid-Bielefeld beliefert. Ein Volumen von rund 1,2 Mio Kisten. Eine schnelle Lösung bis zum Jahresende ist unwahrscheinlich. Sollte sich Splendid (wie auch immer) aus Bielefeld zurückziehen, ist ein Nachnutzer nicht in Sicht. Die Konkurrenz hat kein Interesse. Der frühere Müller-Standort, auf dem heute knapp vier Millionen Kisten gedreht werden, gilt als logistisch anspruchsvoll, meißelt tiefrote Zahlen in die tiefrote Splendid-Bilanz. Die Rewe steht in Jöllenbeck für fast die Hälfte des Umsatzes, zweiter Großkunde ist mit ebenfalls rund eine Mio Kisten die Lüning-Gruppe.        

Artikel aus INSIDE 932