Unter der Führung von Udo Pfeifer wird das GFGH-Sammelsurium in eine einheitliche Form gedrückt. Mittelfristig sollen wieder Übernahmen folgen.
Warum der Logistik-Investor Günter Thiel Anfang 2017 anfing, Getränkefachgroßhändler aufzukaufen, ist bis heute nicht ganz geklärt. Die gängigste Erklärung lautet bis heute: Buy and Build – aus vielen Zukäufen eine große Gruppe formen, die dann einen strategisch (und tatsächlich) höheren Wert hätte. Fakt ist, dass nach der ersten Salve von Übernahmen (u.a. Nordic, Pfeifer, Nordmann-Hannover, Müller, Burmeister) Ruhe herrschte. Stattdessen sollte der 2020 zum CEO erkorene Udo Pfeifer erstmal konsolidieren: Aus teilweise hochdefizitären Einzelteilen soll ein einheitliches Splendid Drinks-Gewebe entstehen.
Pfeifer und sein COO, Thiels Sohn Wolfgang, haben schwer geackert, das unter dem Namen Splendid One begonnene Projekt befindet sich auf der Zielgeraden. Unter dem Dach der Holding, die in einem neuen Verwaltungsgebäude in Chemnitz residiert, soll es künftig Unter-Gesellschaften für Logistik, Einzelhandel und Großhandel geben. Alle Standorte wurden inzwischen (inkl. Mitarbeiterkleidung) auf Splendid umgeflaggt. Am wichtigsten: ein einheitliches ERP-System ist in Sichtweite. Bei den Nord-Standorten wurde bereits das System der Wahl (Drinks Pro von Copa) installiert; die übrigen Standorte der insgesamt gut 500 Mio Euro Umsatz großen Gruppe sollen folgen.
Pfeifer schichtet Anteile um
Geradegezogen wurde auch die Gesellschafterstruktur. Viktoria Müller hat ihre letzten 49% an ihrem in Splendid Drinks aufgegangenen Getränke Müller-Bielefeld verkauft. Schwieriger war die Lösung im Osten. Dort hat die Familie Pfeifer ihre verbliebenen 49% nun ebenfalls abgetreten und im Gegenzug 28% an der Holding Splendid Drinks Erste Beteiligungs AG (mit Sitz in Luxemburg) erhalten. Neben Günter und Wolfgang Thiel, sowie Thiels Geschäftspartner Christian Fürstaller (Quehenberger Logistics) als Vorsitzendem bekommt deshalb auch Udo Pfeifer einen Sitz im Verwaltungsrat der Splendid Drinks Erste Beteiligungs AG.
Thiel schießt Millionen nach
Die übrigen 72% hält die Familie Thiel, die als Ausgleich für den Deal eine Bar-Einlage obendrauf legte: 45 Millionen Euro als Kapitalspritze. Damit verfüge Splendid Drinks nun über eine Eigenkapitalquote von 85%, wie Splendid stolz in einer eigens verfassten Pressemitteilung verkündet. Das lautstarke Geheul soll den Eindruck zerstreuen, Thiel habe sein Projekt Getränke aufgegeben.
Stattdessen stehen die Zeichen allmählich wieder auf Attacke. Für kommendes Jahr glaubt Udo Pfeifer, die verheerenden Millionenverluste abstellen zu können. Falls in der Gastronomie wieder 70-80% des Vor-Corona-Niveaus erreicht werden, will der Splendid-CEO schon 2022 schwarze Zahlen schreiben. Dann darf auch wieder mit Zukäufen gerechnet werden. GFGH-Konsolidierer Thiel ist zurück im Spiel.
Artikel aus INSIDE 890