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#942

Bierabsatz auf Schussfahrt

Sorgenkind Wein: Handel unter Druck

Der Weinkonsum in Deutschland sinkt weiter. Das bringt Weinmarkter in Bedrängnis. Der Aktienkurs des börsennotierten Weinhändlers Hawesko bleibt unter Druck.

Laut Deutschem Weininstitut(DWI) ist der Weinkonsum binnen zwölf Monate (August 2022 bis Ende Juli 2023) von 19,9 Liter auf 19,2 Liter gesunken. In der Gruppe ab 16 Jahren ist der Konsum um einen Liter auf 22,6 Liter geschrumpft. Schaumwein blieb laut DWI konstant mit 3,2 Liter, bei der Gruppe der über 16-Jährigen mit 3,8 Liter Pro-Kopf und Jahr. Getrunken wurden insgesamt 16,3 Mio hl Wein und 2,7 Mio hl Schaumwein. DWI-Geschäftsführerin Monika Reule führt den Rückgang neben einem veränderten Konsumverhalten auch auf den demographischen Wandel zurück.

Die sinkende Nachfrage hat Folgen. INSIDER berichten, dass viele Weinvermarkter derzeit unter Druck stehen. Auch an den Großen geht der Kelch nicht vorüber. Hawesko, zur Corona-Hochzeit 2021 mit Rekordabsätzen und einem Aktienkurs um die 60 Euro gesegnet, landete 2023 unsanft in der neuen Wirklichkeit. Der Konzern hat viel Geld in ein neues Lager für E-Commerce investiert. Und sich dafür erstmals verschuldet. Der Druck zu wachsen ist groß. Gleichzeitig hat sich der Aktienkurs im Vergleich zum Ausnahmejahr 2021 halbiert, lag zwischenzeitlich sogar unter der psychologisch wichtigen Marke von 30 Euro. So niedrig wie seit 2010 nicht mehr.

Damals gehörte Hawesko noch mehrheitlich Alexander Margaritoff. Bis er von Detlef Meyer aus Hannover rausgedrängt wurde, der sich die Mehrheit sicherte. Der hält nämlich 73% der Aktien. Ein weiteres Paket liegt bei der Augendum Vermögensverwaltungsgesellschaft der Familie Schiemann. Michael Schiemann, der 2021 gestorben ist, hatte sein Geld aus dem Verkauf der Gilde-Brauerei in den Weinhändler investiert. Er war es auch, der die Übernahmepläne von Meyer unterstützte, die schließlich zur Demission von Margaritoff führten, der ebenfalls vor einigen Jahren gestorben ist. Ausgestiegen aus dem Familieninvest ist Ende 2023 Kai Schiemann, der sein Geld wohl lieber in andere Anlagen stecken will. Mitgesellschafter von Hawesko bleiben damit Mutter Jutta und Schwester Melanie, die Kais Anteile übernommen haben.

Konzernchef Thorsten Hermelink gab Ende 2023 in diversen Interviews zu Protokoll, dass die Deutschen zwar den Preisen, nicht aber dem Wein treu seien. Die Hersteller höherpreisiger Weine leiden nach der Corona-Hausse besonders. In der Hawesko-Rechnung fangen hochpreisige Weine bei sechs Euro an. Auf Preiserhöhungen von Weinen von 7 bis 8 Euro auf knapp 10 Euro haben die Konsumenten deutlich reagiert. Sobald es Angebote auf dem alten Preisniveau gibt, wird noch zugegriffen. Aber weniger Wachstum durch Zukauf, das ist die Alternative. Hawesko sucht im deutschsprachigen Raum. Voraussetzung dafür ist ein bestehendes Geschäft, das floriert. Wie gut das läuft, werden die Zahlen für 2023 zeigen (Anfang Februar werden sie veröffentlicht). Hermelink hat die Erwartungen im Vorfeld gedämpft und ein Umsatzminus von 3% und einen operativen Gewinn zwischen 32 und 35 Mio Euro vorausgesagt – unter der Voraussetzung stabiler Zahlen für das 4. Quartal.      

Artikel aus INSIDE 942

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