Parallel zu Vivaris-Gf Frank Völkner wirft bei der Berentzen-Tochter auch das letzte Gastro-Urgestein hin: Wolfgang Scholz macht sich ungefähr zur gleichen Zeit vom Acker wie sein Chef.
Dass „auch andere leitende Angestellte auf gepackten Koffern“ säßen, hatten INSIDER vor zwei Wochen online berichtet, als Frank Völkners Demission ruchbar wurde (INSIDE-News 23.11.2020). Der erst zwei Jahre zuvor von Eckes-Granini geholte Völkner hatte Mitte 2018 Stephan Susen abgelöst (INSIDE 802). Susen wiederum im September 2017 Stefan Fröhlich, der im Oktober 2016 als neuer nationaler Vertriebsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung eingestellt wurde – neben bzw. deutlich unter Alt-Gf Bernhard Brinkmann. Ein flotter Ringelpiez, der vom sehr langjährigen Verkaufsdirektor West GFGH/Gastro Wolfgang Scholz in stiller Loyalität ertragen wurde. Er arbeitete sie alle ein.
Nun zieht auch er die Reißleine – zwei Jahre vor dem Ruhestand. Intern heißt es, ein Nachfolger werde eingesetzt, alledings erst in Absprache mit seinem neuen Chef Tobias Wiesner. Auch dass Scholz‘ Ost-Kollege David-Christian Schickram den Job künftig mitmacht (wie schon 2019 für ein paar Monate geschehen), gilt nicht als völlig undenkbar. Schickram beackert bislang zusammen mit Hui-Hsuan Kuo die Berliner Szene. Die ehedem stolze Gastro-Truppe bei Vivaris ist mittlerweile arg geschrumpft; mit Berndt Funke, Frank Rosar, Stefan Prange, Hans Hauke, Peter Jansen und Johannes Houwald ist nur noch eine Rest-Mannschaft an Bord, der zudem die Ende 2014 von B. Brinkmann und Altmeister Wilhelm Josten eingestielte Sinalco-Kooperation wegbricht.
Die Lohnabfüllung 0,5- und 1 Liter-PET wurde bereits beendet, Haselünne füllt noch kleine und der Standort Grüneberg die großen KEG-Gebinde für Sinalco. Was nach 2024 aus dem PET-Standort Grüneberg wird, steht in den Sternen. Das Ende der Pepsi-Lohnabfüllung dort (soeben um drei Monate auf Ende März 2021 verschoben) reißt in Grüneberg bald eine Lücke von 80% Auslastung in die Bücher, die von der Unternehmensleitung im Sommer dieses Jahres noch fein verklausuliert wurde (INSIDE 855). Man verliere zwar 7% des Gesamtkonzernumsatzes (167,4 Mio Euro in 2019), der Verlust des margenschwachen Geschäfts (1,5 Liter PET) werde auf das Konzern-EBIT ab 2021 „von untergeordneter Bedeutung sein“. Der auf rund 50 Mio Euro Umsatz taxierten Berentzen-Tochter Vivaris bricht damit rund ein Viertel des Umsatzes weg – von der Auslastung am Standort Grüneberg ganz zu schweigen.
Valensina-Mann Wiesner für Völkner
Völkners designierter Nachfolger bei Vivaris und der Berentzen Vivaris Vertriebs GmbH, Tobias Wiesner, 45, seit 2006 bei Valensina und seit 2016 dort Geschäftsleiter für den Markenvertrieb, ist Handelsmann wie Völkner selbst einer war. Bei Valensina in Mönchengladbach müssen sich die Eigentümer (die thailändische Singha Europe und die Familie Mocken) auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Wiesner lockt offenbar vor allem die Position. Bei Berentzen wird er gleich doppelt Geschäftsführer. Bei Valensina soll er für zwei gearbeitet haben, blieb aber Geschäftsleiter. Dafür tauscht er allerdings auch ein beachtliches Markengeschäft in Mönchengladbach gegen ein schwieriges Sammelsurium in Haselünne, wo er mit beschränkten Mitteln arbeiten und ein in Corona-Zeiten höchst diffiziles Gastronomie-Geschäft managen muss. Immerhin bringt er die für Vivaris dringend benötigte Mehrweg-Erfahrung mit.
Berentzen-CEO Oliver Schwegmann hat Vivaris längst einen Fokussierung auf das Eigenmarkengeschäft und auf den LEH verordnet. Im Juli wurden die Berentzen Markenspirituosen und die Vivaris-Handelstruppe zur Berentzen Vivaris Vertriebs GmbH zusammengelegt – mit Bernd Holzhausen und Frank Völkner als Gf. Key Accounts und Gastro blieben damals schon außen vor (INSIDE 847).
Artikel aus INSIDE 866