Noch kein INSIDER?

JETZT ZUGANG SICHERN!

Wählen Sie Ihre Anmeldeoption.

Schnell und unkompliziert INSIDER werden!

Weiter

Print-Ausgabe

#915

Trinks ohne CEO: Visionen? Nein danke!

Schadebergs Spezi-Streich

Dank Vitamalz-Lila erinnert Krombacher Spezi optisch stark an den Überflieger Paulaner Spezi

Krombacher nutzt die Retro-Marke für seinen Cola-Mix. Das Design erinnert an Vitamalz – und Paulaner. Spezi-Erfinder Riegele zeigt Schadeberg Grenzen auf: Mehr als eine Lizenz gibt’s nicht. Im Spezi-Verband rumort es – doch offen reden will keiner.

Um Punkt 10.00 Uhr am vergangenen Freitag ließ Bernhard Schadeberg die Zucker-Bombe platzen: Krombacher betritt die Spezi-Bühne. Die Marke geht seit Jahren durch die Decke – Original Spezi macht bis zu 600.000 hl, Paulaner Spezi schraubt sich dieses Jahr erstmals auf die Million (INSIDE 905). Jetzt will der stets aufmerksame Marktbeo­bachter Schadeberg sein Stück vom Kuchen. Für den überzeugten AfG-Anschieber war klar: Nach dem Testballon Krombacher Fassbrause brauchen die Kreuztaler einen eigenen Cola-Mix. Ein weitere Eigenentwicklung wollten sich die Siegerländer aber nach der Gösser-Interpretation Limobier nicht nochmal antun.  

Schadeberg griff zum Hörer. Am anderen Ende: Die Spezi-Erfinder von Riegele aus Augsburg. Senior Dr. Sebastian Priller und Junior Sebastian Priller-Riegele, die im Spezi Markengetränkeverband (Riegele, Wildbräu Grafing, Hofbräuhaus Traunstein, Müller-Pfaffenhofen, Nordbräu-Ingolstadt, Schweiger, Hochstift/Will-Bräu und Drinkstar, Rosenheim) das Sagen haben und den deutschlandweiten Vertrieb steuern, machten gleich klar: Mitreden darf Schadeberg nicht, aber eine „langfristige“ Lizenz ist drin. Damit war Krombacher Spezi geboren. Behandelt wird Krombacher dabei wie alle anderen – heißt: Pro Hektoliter werden laut INSIDERN nach rund 5 Euro Lizenzgebühr fällig, entspricht 50 Cent pro Kiste. In welchen Gebinden Krombacher Spezi ab Frühjahr 2023 (mit groß angelegter Werbekampagne) an den Start geht, steht noch nicht fest – es wird aber Glas sein. Und auch das Design ist fix: Schadeberg lehnt es an die Krombacher-Tochter Vitamalz an. Zufällig unterscheidet sich der Look auch nur geringfügig von Paulaner Spezi (siehe Fotos).

Bei der hochoffiziellen Verkündung des Deals in Augsburg (Schadeberg und alle Spezi-Konzessionäre waren bei Riegele geladen) „hat niemand auf den Tischen getanzt“, wie INSIDER wissen. Priller Junior räumt ein: „Je nördlicher, desto mehr Bedenken sind sicher da.“ Im Klartext: Vor allem der nach Riegele zweigrößte Original-Spezi-Hersteller Will-Bräu (über 50.000 hl) aus Motten in der Rhön ist sauer. Gebietsabgrenzungen sind rechtlich kaum durchsetzbar und wurden nicht getroffen. Will-Bräu liegt im „Krombacher-Land“ und muss die Schadeberg-Konkurrenz am meisten fürchten. Die Geschäftsführer Julia und Ulrich Kesper wollen sich derzeit nicht äußern, hätten aber durch ihre Libella-Lizenz einen anderen Cola-Mix in der Hinterhand. Die übrigen Mitglieder des Markenverbands hüllen sich ebenso in (wohl von Priller empfohlenes) Schweigen. Priller argumentiert, dass Krombachs Distributionskraft der Marke Spezi gut tun werde und die Folgen für die Konzessionäre „neutral bis positiv“ ausfallen. Eine Verwässerung fürchtet er nicht: „Es gibt nur ein Original, das bleibt so.“ Für die Augsburger jedenfalls, die gerade ihre Preiserhöhung (Bier 1,15 Euro pro Kiste, Spezi 0,80 Euro) im Handel gegen massiven Widerstand durchboxen müssen, klingelt zunächst mal die Kasse.      

 

Riegele vs. Paulaner: „Hunderprozentig im Recht“

Spezi-Erfinder Riegele legt in der Auseinandersetzung mit Paulaner (INSIDE 912) nach: Die Augsburger gehen gegen das Urteil des Landgerichts München in Berufung. Das hatte entschieden, dass die Münchner keine Lizenzgebühren für die Verwendung des Begriffs „Spezi“ zahlen müssen. 1974 hatten sie einmalig 10.000 DM an Riegele dafür hingelegt, das Getränk produzieren und verkaufen zu dürfen. Nächste Instanz ist das Oberlandesgericht.

Seniorchef Dr. Sebastian Priller sagt: „Wir fühlen uns hundertprozentig im Recht. In der Vereinbarung steht, dass über alles Stillschweigen vereinbart wird außer darüber, dass wir ausdrücklich einen Lizenzvertrag geschlossen haben.“ Riegele will wohl 4-5 Euro pro hl (jährlich bis zu 5 Mio Euro). Ein außergerichtliches Angebot, das die Münchner machten, bezeichnet Priller in seiner Höhe als „Beleidigung“.

Artikel aus INSIDE 915