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Rumänischer Craftbrewer kippt Heineken aus den Holzpantinen

Csíki Sör Manufaktúra reizt Heineken

András Lénárd und sein rumänisches Craft-Bier Csíki Sör dürften dem niederländischen Großbrauer Heineken und seinem CEO Jean-François van Boxmeer zurzeit einige schlaflose Nächte bereiten. Dabei ist die Story David gegen Goliath nicht so eindeutig wie sie auf den ersten Blick scheint.

 

Wie die Budapester Zeitung schreibt, kaufte Heineken im Jahr 1993 eine Brauerei im rumänischen Szeklerburg  (Csíkszereda). Die 40.000- Einwohner-Stadt gilt seit jeher als eines der Zentren der Szekler, einer im Osten des Siebenbürger Beckens  lebenden ungarisch-sprachigen Volksgruppe, die mit rund 660.000 Menschen in ihrem Siedlungsgebiet die Mehrheit der Bevölkerung stellt. Die Szekler sind stolze ungarische Patrioten und fordern seit langer Zeit die Unabhängig ihres „Szeklerlandes“.

 

Heineken braut dort seit 2003 ein Ciuc Premium (ung. Csík Prémium) das seit 2007/08 markenrechtlich geschützt ist, und den Nationalstolz der Székler gewinnbringend vermarktet. Heinken Romania erzielte im letzten Jahr einen Umsatz von 266 Millionen Euro, ein Plus von 11% über dem Vorjahr.

 

Alles lief für die Holländer rund bis sich im Jahr 2013 der Szekler András Lenárd die ungarischen Form des Biernamens, „Csíki Sör“ (dt.: Csíker Bier) beziehungsweise Igazi Csíki Sör (dt.: Echtes Csíker Bier), namensrechtlich schützen ließ. Seine Craft-Brauerei Csíki Sör Manufaktúra baute er im historischen Szeklerland in Csíkszentsimon (rum. Sânsimion) und startete ein Jahr später mit der Bierproduktion.

 

Diese aus seiner Sicht simple Form eines Plagiats konnte van Boxmeer und seine rumänische Dependance natürlich nicht ungestraft durchgehen lassen und beantragte per Gerichtsbeschluss Anfang 2015 die Schließung des kleinen lästigen Konkurrenten. Das zuständige örtliche Gericht in Sotschen (rum. Suceava) wies die Klage zurück, weshalb Heineken eine Markenschutzklage nachschob und in erster Instanz Recht bekam.  Ein paralleles Verfahren beim Amt der Europäischen Union für Geistiges Eigentum (OHIM) ging für Heineken aber verloren. Da Lénárd gegen das verlorene erstinstanzliche Urteil aus Rumänien in Berufung ging, wurde es nicht rechtskräftig und somit darf er weiterhin das umstrittene Produkt produzieren.

 

Zu allem Überfluss startete er eine zusätzliche Image-Kampagne gegen Heineken, in der er sich als kleiner lokaler Underdog darstellt, der gegen den übermächtigen internationalen Braukonzern zu Felde zieht. Ein Werbespot wurde entsprechend modifiziert und zeigt jetzt einen typischen Szekler, der zusammen mit einem rumänischen Bären gegen einen Holländer kämpft, der ihm das Bier stehlen will. Der Holländer kippt nach einer deftigen Ohrfeige am Ende des Spots schließlich aus seinen Holzpantinen.

 

Ganz so unschuldig, wie sich Lénárd darstellen will, ist er aber nicht. Einerseits ist er ein rühriger Unternehmer, der letztes Jahr beispielweise die Firma Spider Drone Security gründete, die sich mit Flugdrohnen beschäftigt und derzeit sogar den Weltrekord für den längsten Drohnenflug hält. Andererseits gehört die Brauerei einer Firma, an der ausgerechnet die im holländischen Rotterdam ansässigen Lixid Holding BV zur Hälfte beteiligt ist. Vielleicht sollte der im Székler Glashaus sitzende Lénárd nicht unbedingt mit Holzschuhen um sich werfen.

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