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#904

Krombachs Brunnen-Coup

Red Bull aus Baruth

Michael Schäff braucht sein Werk in Baruth möglicherweise nicht dicht zu machen. Der österreichische Fruchtsaft und Abfüll-Multi Jürgen Rauch liebäugelt laut INSIDERN damit, ihm das Problem abzukaufen.

Gerüchte gab es seit mehreren Wochen. Jürgen Rauch aus Österreich, der Abfüller für Red Bull ist, verhandelt seit Wochen offenbar unter Hochdruck. Prinzipiell sollen sich die Vollblutunternehmer Rauch und Michael Schäff laut INSIDERN recht schnell einig gewesen sein: „Es gab einen Handschlag.“ Die Juristen sitzen über den Verträgen. In wirklich trockenen Tüchern ist entgegen den Hoffnungen der örtlichen Belegschaft bis dato nichts.

Für Schäff, der sich in der vergangenen Woche auch vom immer getrennt geführten Brunnen Germete (s. S. 4) trennte, wäre Rauch ein Geschenk des Himmels in doppeltem Sinn. Der Standort müsste nicht geschlossen werden. Außerdem wird gemunkelt, dass Jürgen Rauch den Standort umdrehen und eine Red Bull-Abfüllung daraus machen will. Damit würde erstmals Red Bull in Deutschland, wo über 700 Mio Dosen verkauft werden, abgefüllt.

Bisher wird in Europa ausschließlich in Österreich (Rankweil) und der Schweiz (Widnau) in unmittelbarer Nähe zu Ball-/Rexam-Dosenwerken abgefüllt. Außerhalb Europas gibt es derzeit ein Werk in Arizona /USA. Ein zweites Werk wird für 650 Mio Euro in North Carolina aufgebaut.

Ob es am Vorarlberg darüber hinaus Überlegungen gibt, das Megawerk mit Copacking-Aufträgen (Dose, PET, Glas) auszulasten, ist offen. Über die Niederlassung in Planegg, geführt von Heiko Schubert und seinem Vertriebsduo Thomas Blankenberg und Klaus Rösner, importiert Rauch gut 70 Mio Liter eigene Säfte nach Deutschland.  

Auch schön für Schäff wäre, dass mit der Umwidmung von Baruth ordentlich Kapazität aus dem Markt genommen würde. Nachdem Aldi & Co verstärkt Marken-Mineralwasser anbieten, verloren die Eigenmarken des Handels kräftig an Volumen. Aldi hatte die Menge im vergangenen Jahr um 15% gesenkt, nachdem zwei Jahre in Folge kräftige Rückgänge verbucht wurden. Derzeit zieht das Eigenmarken-Geschäft wieder an, trotz Preiserhöhung. Aldi hat vor wenigen Wochen den Preis der Eigenmarke (Lieferant auch Schäff) von 19 auf 25 Cent  raufgesetzt.

Bessere Vorzeichen auch für Schäffs Wettbewerber, die in den vergangenen Jahren arg gebeutelt waren. Die Discounter pushten das Markengeschäft und die Verbraucher waren ausgabefreudig. Da blieben die Billigmarken zurück und zwar fett zweistellig. Mit dem umgewidmeten Werk Baruth würden schonmal gut und gerne sieben Mio hl aus dem Markt schwimmen.

Michael Schäff hatte nach einem Zerwürfnis mit der Edeka – und damit verlorenen gut und gerne 7,5 Mio hl – angekündigt, das Werk zu schließen. Mitte Februar waren Edeka und Schäff aneinandergeraten. Das Timing war denkbar ungünstig. Damals  glaubten viele noch nicht an einen Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine. Keine zwei Wochen später war es soweit.

Seither steigen die Preise für Rohwaren, Energie, Logistik von Woche zu Woche wie eine Fieberkurve. Für Hersteller von Eigenmarken mit wenig Marge und Rücklagen eine mehr als anspruchsvolle Situation. Edeka hat sich in der Not eine ganze Reihe von Lieferanten (bis hin zu Tafelwasser aus Polen oder Frankreich) ins Boot geholt, um den Großlieferant Schäff zu ersetzen, der fix zum 1. April die Belieferung der Edeka einstellte. Zu deutlich höheren Preisen.

Noch immer hakt es bei der Edeka beim zuvor von Schäff gelieferten Sortiment. Das Umfeld ist vorsichtig formuliert nicht dafür gemacht, neue Preforms, Flaschen, Etiketten etc. von jetzt auf gleich parat zu haben. Ungünstiges Timing für Edeka-Chef Markus Mosa und seinen mittlerweile nach Hause geschickten und nur wenige Monate vorher von Mosa noch mächtiger gemachten Ober-Einkäufer Florian Decker (jetzt verhandelt Mosa zum Teil wieder selbst). Die Folge sind Lücken in den Regalen von Edeka, was vielen Edekanern ganz und gar nicht gefällt.    

Artikel aus INSIDE 904