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#905

Deutsche Brauer: Vorgeführt von Heineken & Co

Plan B: Maisel greift nach Püls

Chance Maisel: Hans-Josef Püls

Eigentlich läuft alles nach Plan. Das Grundstück ist gekauft, seit dieser Woche ist die Brauerei Gebr. Maisel Eigentümerin der neuen Gewerbefläche in Bayreuth Oberobsang. Dort, am Nordrand der Wagnerstadt, so kündigte es Inhaber Jeff Maisel vor einem Jahr an, soll eine auf 500.000 hl ausgelegte und notfalls auf eine Mio hl erweiterbare Vorzeigebrauerei, das Bayreuther Brauhaus, klimaneutral und mit allem zeitgemäßen Schnickschnack, auf die Wiese geknallt werden. Am Stammsitz in der Innenstadt würden dann nur noch Maisel’s Weisse, Aktien Zwick’l und Craftbiere hergestellt.

In diesem Herbst sollte der Spatenstich erfolgen. Doch Maisel bekommt kühle Füße. Rohstoff- und Energiekrise, die Inflation, bergen für einen Neubau viele Risiken. Das laut INSIDERN auf annähernd 100 Mio Euro angepasste Budget, könnte womöglich zu tief angesetzt sein.

Hinter den Kulissen beschloss Maisel, nach Alternativen Ausschau zu halten. Um zumindest für eine gewisse Zeit Spielraum zu bekommen. Gebaut werden soll offenbar auf jeden Fall (deshalb auch der Grundstückskauf) doch besser ohne Druck für die Brauerei Maisel.

Nach INSIDE-Recherchen ist Maisel nun fündig geworden. Im 40 Kilometer entfernten Weismain. Dort dementierte Hans-Josef Püls, 61, zwar vor einem Jahr tapfer, dass er seine Püls-Bräu KG abgeben will (INSIDE 877: „Ein Püls bitte“). Doch die sorgsam gepflegte Brauerei mit angeschlossenem Mineralbrunnen soll unter ein neues Dach kommen. Und so wie es aussieht, ist es das Dach von Jeff Maisel. Aus Bayreuth heißt es „kein Kommentar“.

Bei Püls werden aktuell nur etwa 60.000 hl Bier hergestellt, auf modernen Anlagen, die schnell auf das Drei- bis Fünffache aufgerüstet werden könnten. Abgefüllt wird in Euro (Püls Bräu) und das breite Weismainer-Sortiment in eine 0,5-Liter Schraubverschlussflasche. Schwerpunkt des Volumens ist AfG. Der eigene Weismainer Mineralbrunnen ist der größte Konzessionär von Libella. INSIDER taxieren das AfG-Volumen auf 250.000 hl.

Sollte der Püls-Deal zustande kommen, hätte Maisel eine AfG-Perspektive aufgerissen und schnell dringend benötigte Brau-Kapazität.

Der Erfolg von Bayreuther Hell, das in diesem Jahr auf 600.000 hl stürmt, drohte die Brauerei Maisel vorrübergehend zu überspülen. Letzten Sommer baten Jeff Maisel und sein Vertriebs-Geschäftsführer Hermann-Josef Boer­ger den Einzelhandel, für einige Monate auf Promotion-Aktivitäten zu verzichten (INSIDE 877). Der Handel akzeptierte. Die Brauerei (bzw. deren Protagonisten) genießen viel Sympathie, man nahm es ihnen nicht krumm; dieses Mal noch nicht.

So kehrte Bayreuther in diesem Frühjahr zur alten Wachstumsgeschwindigkeit (und auf die Handzettel) zurück. Boer­ger, der nach dem erschöpfenden Hickhack nun endgültig beschlossen hat, spätestens nächstes Jahr in den Ruhestand zu gehen, musste nicht nur Bayreuther-Kunden vertrösten. Zwischenzeitlich wurden Maisel- und Aktien-Mengen reduziert, um den Hellbier-Boom zu bedienen. Dieses Volumen könnte künftig in Weismain gebraut werden.

Die Brauerei in Oberobsang aber soll trotzdem entstehen. Innerhalb der nächsten Jahre.     

Artikel aus INSIDE 905