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Oettinger will Standort schließen

Große Betroffenheit im thüringischen Gotha: Wie soeben aus Quellen bekannt wurde, die mit der Sache vertraut sind, hat Oettinger-Chefin Pia Kollmar bei einer Betriebsversammlung heute Mittag die Schließung des Standortes per Ende des Jahres angekündigt. Dass der Schritt irgendwann erfolgen würde, hatten INSIDER seit Jahren erwartet; dass es nun so schnell und schmerzvoll werden würde, kommt dennoch überraschend.

Wie es aus Kreisen der Teilnehmer der Versammlung heißt, soll Pia K. offiziell von einer "Teilschließung" des Werkes gesprochen und damit die Bereiche Produktion und Logistik gemeint haben. Realistisch betrachtet geht an dem bis zu 1,3 Mio hl Kapazität großen Standort damit aber zu Ende des Jahres weitgehend das Licht aus. Knapp 200 Menschen arbeiten derzeit dort. Neben Gotha unterhält die Braugruppe noch die Standorte Oettingen, Braunschweig und Mönchengladbach.

Intern heißt es derzeit auch, Pia Kollmar soll die Eile auch mit dem Tarifdruck der NGG begründet haben. Die Oettinger Braugruppe besitzt einen Haustarif. INSIDER sehen dabei aber eher den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, als das Fass selbst. Spätestens seit Pia Kollmar 2019 zusammen mit ihrer Mutter Ingrid und Tochter Michelle nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten (u.a. mit Astrid Kollmar, der Witwe ihres 2014 verstorbenen Bruders Dirk Kollmar) 100 % der Anteile an der Oettinger Braugruppe hielt, wurde deutlich, was INSIDER schon früher vermutet hatten: Die resolute Pia K. drehte das Rad der Braugruppe von Gotha nach Oettingen zurück („Zurück in die Zukunft“; INSIDE 787) - und würde dafür gegebenenfalls Säulen einreißen.

Übergroßen Optimismus hatten die Verantwortlichen an dem 1991 übernommenen Standort schon letztes Jahr zur 30-Jahre-Feier nicht mehr ausgestrahlt, auch wenn die aus der Not digitalen Feierlichkeiten angesichts der besonderen Historie immerhin unfallfrei absolviert wurden. „Wir liefern unser Bier von hier aus in die ganze Welt“, ließ sich Chefin Kollmar seinerzeit zitieren. 2021 war auch das Jahr, in dem die Markenfamilie Oettinger um 6,7 % Volumen (287.000 hl) gegenüber 2020 und damit auf unter 4 Mio hl abschmierte (wo Nielsen die Braugruppe allerdings schon seit Jahren sieht).

Auch angesichts der gegenwärtigen Knappheit an Rohstoffen wie Glasflaschen halten es INSIDER für denkbar, dass sich Pia K. für die Braugruppe künftig mehr auf Einweg fokussiert. Besonders die beiden Standorte Braunschweig und Mönchengladbach wären hierfür gut gerüstet. Dafür halten sich Gerüchte, neben der geplanten Schließung der Braustätte in Gotha solle auch eine von zwei Mehrweganlagen in Mönchengladbach geschlossen werden, ebenso am Mutterstammort im bayrischen Oettingen. Eine weitere Mehrweganlage in Braunschweig solle ebenfalls stillgelegt werden, heißt es von Seiten der NGG.

Nachtrag: Mittlerweile gibt es erste Reaktionen: Von Seiten der NGG heißt es, die Geschäftsführung wolle „Managementfehler der letzten Jahre mit noch größeren Fehlern“ ausbügeln. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) soll gesagt haben, er finde die Entscheidung „skandalös“. Oettinger schreibe schwarze Zahlen, wolle aber auf Einweg umstellen.

Nachtrag 13:06 Uhr: Die Oettinger Braugruppe hat die Maßnahme am Standort Gotha mittlerweile bestätigt. Teile der Produktionskapazitäten und -anlagen würden auf die drei anderen Brauerei-Standorte der Unternehmensgruppe in Deutschland verlagert. Am Standort Braunschweig entfielen im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen einige wenige weitere Stellen.

 

 

 

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