Als Absender von überwiegend in PET gefülltem Mineralwasser aus den fernen Vogesen gerät Danone Waters zunehmend in Erklärungsnot. Mit einer eigenwilligen Lösung steuert der Konzern nun gegen. Volvic bekommt einen regionalen Anstrich. Mit Hilfe eines deutschen Wettbewerbers.
Die Zahlen sind nicht übel. Im vergangenen Jahr konnte Danone Waters Deutschland leicht auf 680 Mio Liter wachsen (siehe INSIDE-Mineralbrunnen-Hitliste 2020). Und die Planzahlen für das erste Halbjahr 2021 werden laut INSIDERN ebenfalls erreicht. Doch so richtig sicher fühlt sich in Frankfurt trotzdem keiner. Die Wasseraktivitäten des Konzerns bleiben unter dem frisch gekürten neuen CEO Antoine de Saint-Affrique auf dem Prüfstand. Bottled Water steht unter Druck.
Auch in Deutschland, wo die eigentlich erfolgreiche Wassereinheit derzeit mit den Schwestern aus Nutrition und Mopro (Actimel, Activia, Alpro, Dany, Fruchtzwerge) verschmolzen wird. Die 450 Mio Liter große Hauptmarke Volvic still und ihre rund 200 Mio Liter großen Ableger (Volvic Touch, Tee und Fruity) sind als Einweg-PET-Marken von kommenden Zwangsabgaben und von zunehmender Skepsis der Verbraucher bedroht. Mehrweg- oder Glas-Konzepte wurden immer wieder mal durchgespielt, aber letztlich (auch aus Kostengründen) verworfen. Jetzt hat Danone Waters eine smarte Lösung gefunden.
Marketing-Mimikri
Einkäufern in LEH und Fachhandel wurde das neue Baby bereits vorgestellt. Danone Waters bringt in Kürze eine neue Mineralwassermarke namens Naturwaldquelle in den Markt. Die von einem deutschen Projektteam unter Leitung des „Marketing Manager Local Projects & Sustainability“ Philipp Hofmann entwickelte Marke schlägt zwei Trend-Fliegen mit einer Klappe: Verpackt in Glas-Mehrweg und ein regionaler, deutscher Absender. Vor der Silhouette eines Berges, der vom Volvic-Vulkan kaum zu unterscheiden ist, prangt auf dem Etikett nicht nur der Markenname Naturwaldquelle, sondern auch ein großes Volvic-Logo. „Lokal ausgewählt von Volvic“ lautet die vom Danone-Marketing ersonnene Beschreibung.
Die Spur führt in den Hochwald
Abgefüllt (still und medium) wird in GdB N1-Flaschen. Die 9x1-Liter-Kiste soll für einen VK von 6,49 Euro und darüber im Markt stehen. Vorerst vor allem im Westen und Südwesten der Republik, also nicht weiter als 300 km vom Quellort entfernt, von dem bislang keine Angabe auf den Etiketten zu ersehen ist. INSIDER erahnen freilich den Hochwald-Sprudel als Abfüller, der ebenfalls in Neuner-Kisten füllt. Die tatsächliche Quelle, also ein Bohrloch am Hochwald-Standort im Nationalpark Hunsrück-Hochwald soll Danone Waters sogar erworben haben. Nun können sich LEH und Fachhandel über Zustell-Logistiker bedienen lassen oder im Hochwald abholen, das Volvic-Zentrallager in Worms bleibt offenbar außen vor.
Sollte der Verbraucher Danones „Regionalmarke“ annehmen, könnten auch noch weitere Abfüllpartner aufgeschaltet werden. Dann könnte der Konzern den regionalen Anstrich für Volvic auf weitere „Naturwald“- oder „Naturpark“- oder „Was-auch-immer“-Quellen ausweiten.
Artikel aus INSIDE 879