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Moritz von Bord: Underberg ohne Underberg

Es war ein Abgang ohne in der Firma sichtbare Anzeichen. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen soll gut gewesen sein. Es gab keinen Vorfall irgendeiner Art. Und doch ist er nun weg, der Underberg im Underberg-Vorstand.

Der frisch gebackene Wirtschaftsingenieur Moritz Underberg startete vor zwei Jahren richtig in der Familienfirma. Zuvor hatten ihn seine Großeltern Emil und Christiane adoptiert, damit er standesgemäß den Namen Underberg tragen darf. Moritz ist der Neffe von Hubertine Underberg-Ruder. Sie sitzt gemeinsam mit ihrer Mutter Christiane, Moritz‘ Oma und zugleich Adoptivmutter, im Underberg-Aufsichtsrat. Hinzu kommen drei Familienfremde. Das Trio unter der Führung von Tobias Bürgers (Noerr, Frankfurt) scheint das früher öfter bewölkte Familienklima merklich aufgehellt zu haben. Mit Bürgers kamen auch der erfahrene Manager Thomas Stoffmehl und Restrukturierungsexperte Michael Keppel

Als Moritz antrat, war der französische Remy Konzern gerade aus dem gemeinsam mit Underberg geführten Vertriebs-Joint-Venture Diversa/Team Spirit ausgestiegen. Ein schmerzhafter Abschied für Underberg. Restrukturierung war gefragt. Remy hatte auch zur finanziellen Stabilität beigetragen. Mit dem Abgang der Franzosen musste Rheinberg neu sortieren. Erklärtes Ziel und eben auch Pflicht war es, die eigenen Marken (Underberg, Asbach, Xuxu, Pitu etc.) zu stärken. 

Moritz, der schonmal während seines Studiums bei Underberg arbeitete und sich dann entschied, weiter zu studieren, wusste, was auf ihn zukam und stieg bei seinem Comeback ganz oben ein. Der als intelligent, integer und mit hoher Auffassungsgabe beschriebene Junior bekam die volle Unterstützung, die ein Neueinsteiger braucht , und zwei Ressorts: Innovation und Kommunikation. (Externe) Kommunikation wird klein geschrieben in Rheinberg. Der einzige Satz, den der Junior sich entlocken ließ, war einer aus dem Marketinglehrbuch: „Ich will die Marken aktualisieren und Innovationen bringen“. Daran machte sich Moritz mit viel Energie. In seine Zeit fallen einige Innovationen wie der Erdbeer-Sahne Likör Xuxu Cream. Vor allem aber widmete sich Moritz Underberg, der Marke, die es schon vor Jägermeister gab, wie Großvater Emil gern betont, aber weniger schmuck ist. Moritz machte sich an einen Relaunch der altehrwürdigen Marke. Seine Arbeit, auf die er stolz gewesen sein soll, wurde zum 

diesjährigen 175. Jubiläum sichtbar. Die papierumhüllte Kleinflasche blieb, wie sie ist. Aber die Packung, in der die Kleinflaschen stecken, bekam das Motto „PopArt meets deutsche Romantik“ von der Fachpresse (LZ direkt) im Mai als „mutig“ und sogleich als gelungen bezeichnet, weil das renommierte Rheingold Institut dem Ganzen nach Verbrauchertests Bestnoten gab und eine „signifikante“ Steigerung des Kaufimpulses vorhersagte. 

Warum genau Moritz nun aufgibt, daraus wird in Rheinberg kein geringeres Geheimnis gemacht als aus der Rezeptur des Kräuterlikörs, die nur fünf Menschen kennen. Er soll in nicht allzu ferner Vergangenheit darüber nachgedacht haben, ob er die Arbeit wirklich weiter machen will. Lange Zeit grübeln konnte/wollte der 30-jährige, frisch verheiratete Bald-Papa offensichtlich nicht. Dann fiel seine mutige Entscheidung – mutmaßlich vor rund sechs Wochen. 

Moritz‘ Aufgaben teilen sich seine bisherigen Vorstandskollegen Michael Soehlke und Thomas Mempel. Marketing wird zweigeteilt: strategisches Marketing und Kommunikation geht an Finanzmann Soehlke mit Verstärkung aus der zweiten Ebene. Seit 1. Juli ist die erfahrene Vera Donner-Sander, Brand Managerin International. Mempel, dessen Vertrag bis 2025 verlängert wurde, bekommt zum klassischen Vertrieb das Vertriebsmarketing und Kanalmanagement. 

Underberg hat nach herben Rückschlägen wieder Fahrt aufgenommen (Umsatz zuletzt 120,3 Mio Euro, +3,7 %). Aktuell (erstes Quartal - 30.6.) läuft es noch besser: plus 34,6% auf 34,3 Mio Euro. Vor allem die Marke Hubertus Tropfen, auch ein Kräuterlikör, brummt, seit er mit Pfefferminz, Johannisbeere oder Apfel vermählt wurde, neben Pitu, Underberg, Xuxu. Im neuen Kleinflaschenwerk am Asbach-Standort Rüdesheim (das Berlin ablöst) nimmt eine zweite Abfülllinie für Hubertus Tropfen demnächst Fahrt auf.         

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