Die rund 180.000 hl große österreichische Mohrenbrauerei - seit Jahren Marktführer in Vorarlberg - muss derzeit erfahren, was ein Shitstorm in den sogenannten sozialen Medien ausrichten kann.
Gegen das Logo der Brauerei - einen stilisierten Menschen mit schwarzer Hautfarbe, das auf den Namen des Firmensgründers Josef Mohr zurückgeht (der 1834 ein Gasthaus mit Brauerei eröffnete) - gab es immer wieder mal Proteste, jetzt aber eskaliert die Entrüstung. Mitarbeiter der Brauerei wurden, heißt es, als "Nazis" und "Dreckspack" bezeichnet. Mittlerweile hat die Brauerei ihre Kanäle in den Netzwerken geschlossen. Man brauche jetzt einen "sachlichen, respektvollen und wertschätzenden Dialog", was aber offenkundig nicht mehr möglich sei. Mohren stehe für Toleranz und lehne Rassismus entschieden ab. Das Logo wolle man aber beibehalten. Mittlerweile gibt es eine Online-Petition, die für die Erhaltung des umstrittenen Logos eintritt.
Mohren gehört in mancherlei Hinsicht zu den innovativen Brauereien Österreichs; 2019 ging sie u.a. mit einer Leichtglasflasche (VIP Glas) der Vetropack AG an den Start, der erstaunliche Bruchsicherheit zugeschrieben wurde (INSIDE 840). Das Logo der Brauerei rief schon in der Vergangenheit immer wieder Proteste hervor; 2012 etwa befand der Journalist Simon Inou, ein Mann mit afrikanischen Wurzeln, das Logo zeige rassistische Stereotype. Statt des Mohren, so sein Vorschlag, solle künftig ein Affenbrotbaum die Flaschen zieren. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) lud eine Vorarlberger Hip-Hop-Band von einem Studentenfest wieder aus, weil sie der Mohrenbraurei und deren Bieren ein Lied widmete. Aktuell hatte der Vorarlberger Designer Vincent Hehle angeregt, statt des Mohren - der laut Brauerei auf den Heiligen Mauritius zurückgeht - einen Birnenbaum ins Logo einzufügen, das Wahrzeichen der Stadt Dornbirn.
Ergänzung 24.06.2020: Mittlerweile hat die Brauerei angekündigt, über eine Änderung des Logos nachzudenken: "Wir haben uns deshalb entschieden, die Situation neu zu bewerten. Gemeinsam mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen werden wir in den nächsten Monaten in Ruhe prüfen, ob und wie wir unseren Markenauftritt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterentwickeln. Das Ergebnis dieses Prozesses ist offen."