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#907

Blockchain-Piloten entdecken Bier: NFT Landung in Wunsiedel

MetaBrewSociety: Ganz groß, ganz klein

Sportlich, sportlich: Eine in München ansässige MetaBrewSociety (MBS) sammelt in einer weltweiten Cyber-Community Millionen Euro zusammen, um eine reale Brauerei zu kaufen und von dort aus Bier in die Welt zu schicken. Die Sache hat nur einen Haken. Oder zwei.

„Bereits jetzt gibt es einen regelrechten Hype um das Start-up. Mit dem Verkauf von Miteigentumsrechten an einer Münchner Brauerei hat das Team rund um CEO und Co-Gründer Holger Mannweiler einen echten Nerv getroffen – und das weltweit“, jubelte das MBS-Marketing noch Ende letzter Woche. Auf der Website zudem die Ansage, man werde die erworbene Brauerei flugs auf eine Kapazität von 100 Mio Dosen, also mindestens 330.000 hl, ausbauen. Ein Wahnsinn. Nur leider: falsch.

Mit der Ausgabe von maximal 6.000 Non-Fungible Token (NFT) zum Nennwert von je 1.000 Euro geht die auf eine weltweite, polyglotte Fangemeinde fixierte MBS einen Weg, der mittlerweile eher umstritten ist. Ein NFT ist ein eindeutiges und überprüfbares, Blockchain basiertes Token, aber keine Kryptowährung. Es kann als Ganzes weiterverkauft, also gehandelt werden. Damit wird es zum Spekulationsobjekt – was zuletzt dazu führte, dass die Technologie unter Pyramiden- oder SchneeballsystemVerdacht geriet. Für MBS trommelte die Crew um Holger Mannweiler (u.a. Gründer von Secufy, ABD Cosmetics), den Secufy-CEO Tim Drebes, den Münchner Südbier-Gf Marcus Büttner und Johannes Hoffmann, Gründer und CEO von Safectory, die letzten Wochen Investoren auf NFT-Basis zusammen. Was den NFT-Käufer erwartet – die Bafin bleibt bei Geschäften dieser Art, anders als beim Crowdfunding, draußen – bleibt diffus erkennbar. 200 Dosen Bier/Jahr sollen es sein, dazu die übliche NFTBegleitmusik: Exklusivität, Parties, Brewpubs (im spanischen Belidorm will MBS unlängst ein solches eröffnet haben) überall auf der Welt. So eine Art BrewDog, wenn auch noch ohne Brew (Einweihung ist angeblich im September). Und mit einer auf Weltmarkt fokussierten Vertriebslogik, bei der jeder NFTler der beste Vertriebler ist. 

Allein über das Ziel der Aktion – also welche Brauerei denn nun tatsächlich für die weltweite MBS-Community erworben werden soll – schweigt sich die sonst so transparente Society bislang aus. Nach einem Anruf durch INS IDE wurde schnell die Zahl 100 Mio Dosen auf 10 Mio korrigiert. Und es handelt sich auch nicht, wie anfänglich behauptet, um eine Münchner Brauerei. Sondern um eine nordbayerische. Bilder, die MBS aus dem Sudhaus posteten, lassen nur den Schluss zu, dass es sich dabei um die oberfränkische Brauerei Michael, Weißenstadt (Lkrs. Wunsiedel) handelt. Schnell schnurrt das Versprechen aus München zusammen: Die Brauerei kam, bevor sie vor zehn Jahren geschlossen wurde, nicht über 5.000 hl hinaus. Ab und zu finden dort noch Hobbybrauerkurse statt – in einem maximal 20 hl-Sudhaus aus den 70er Jahren.

Mit Blick auf die NFT-Technologie gesteht selbst MBS einen „aktuellen Einbruch auf dem NFT-Markt“ zu. Deshalb will sich das junge Unternehmen eine „3-Millionen-DollarFinanzierung“ gesichert haben, womit „das Risiko des Projekts um ein Vielfaches minimiert“ worden sei. Offenbar wurde aus dem Umfeld der Gründer Geld als Wandeldarlehen in das Projekt geschossen. Drei Millionen Dollar resp. Euro für eine alte Brauerei und eine neue Dosenanlage. Wirklich sportlich, vor allem als Versprechen.