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#900

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Memmingen: Kesselschlägers geben ab

Still und leise haben Franz Luitpold Egerer aus dem niederbayerischen Großköllnbach und sein langjähriger Buddy Jörn Hund bei der Memminger Brauerei die Mehrheit übernommen. Hinter dem Deal steckt ein bemerkenswertes Konstrukt. Und die Kesselschlägers sind immer noch an Bord.

Ein erster INSIDE-Bericht im April 2021 („Egerer mit Memmingen-Connection“; Ausgabe 874) hatte sich im Juni 2021 bestätigt: Franz Luitpold Egerer, der ohnehin schon jährlich bis zu 50.000 hl Bier (u.a. Weißbier und, neben Ustersbacher, die Trinks-Eigenmarke Bayern-Halbe) in Memmingen lohnbrauen ließ, beschloss das Ende der eigenen Brau-Aktivitäten und kaufte sich in einem ersten Schritt zu 10% bei Kesselschlägers ein – mit seiner Braue­rei, die allein ihm gehört. Mittlerweile haben sich die Eigentumsverhältnisse bei der inkl. der Lohnhektos für Großköllnbach noch 120.000 hl großen Memminger Brauerei geändert: Weitere 22,74% liegen bei einer Beteiligungsgesellschaft, die Jörn Hund zugerechnet wird, und nochmals 19,64% bei Franz Egerer (durchgerechnet knapp 30%).

Jochen Kesselschläger ist mit 35,62% der Anteile weiter größter Anteilseigner, Sohn Wolfgang (mittlerweile neben Jörn Hund Gf im eigenen Stall) hält 12%. Angeblich stehen weitere 28% im Feuer. Die könnte künftig Egerer allein übernehmen, womit er dann die Mehrheit hielte.

Nach wie vor delikat ist in diesem Konstrukt die Verzahnung mit dem niederbayerischen Mutterhaus. Auf dem Gelände der Ex-Brauerei betreiben Egerer und sein „Generalbevollmächtigter“ Hund ein Zähl- und Pfandzentrum und ein vor Jahren eröffnetes „Dosenkompetenzzentrum“ für den Mittelstand, die Bayerndose GmbH. Hund ist dort Mehrheitsgesellschafter, anders als beim Privatbrauerei und Mineralbrunnenbetrieb Heinrich Egerer e.K., der bis dato rund 500.000 hl aus mehreren Quellen ein fettes Wasser-Portfolio abfüllt – von Heinrich Franz, Isartaler und St. Matthias-Quelle (für Hubauer-Trinks) bis zu Flughafen München-Marke Aqua Bavaria.

Der stets umtriebige Egerer wuppt den Vertrieb vor Ort größtenteils über die hauseigene Isaria Pilsting und den Heimdienst Grokj – ein ausgeklügeltes System, das in der letzten Zeit allerdings deftig Schläge einstecken muss. Die Schließung der Brauerei führte zu erbitterten Protesten von Arbeitnehmern, der Umsatz war schon zuvor von knapp 17 Mio Euro in 2019 auf 14 Mio Euro in 2020 zurückgegangen. Zugute kam dem Betrieb zuletzt laut INSIDERN allerdings buchhalterisch die Beteiligung an der auf 1,5 Mio Euro Gesamtkapital taxierten Memminger Brauerei GmbH. 

Artikel aus INSIDE 900