Schwerer Schlag für den unabhängigen Fachhandel, schwerer Schlag für die Get N: Nur fünf Monate nach dem Verkauf von zehn ausgesuchten Trink & Spare-Outlets an Trinkgut/Edeka trennt sich der Mülheimer Getränkeunternehmer Jörg Mellis nun auch vom ganzen Rest seiner Kette. Die Radeberger-Tochter Hoffmann schluckt die verbliebenen 51 Märkte.
Nach dem Corona-Boom sind die Zeiten für Fachmärkte schwieriger geworden. Auch die besseren der Zunft, zu denen die Trink & Spare-Kette im Ruhrgebiet immer noch gehörte, haben mit hohem Kapitalbedarf bei schwächelnden Margen und rückläufigen Absätzen zu kämpfen. Und so war die Luft, die sich Jörg Mellis mit dem Verkauf von zehn (guten) Outlets an Edeka/Trinkgut im April verschafft hatte, schnell wieder verbraucht. Nur fünf Monate später stößt er die übrigen Trink & Spare-Märkte – vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamts – an die Radeberger Gruppe ab, die bei der ersten Runde im April noch leer ausgegangen war. Die Belieferung der Trink & Spare-Outlets und der gut 100 Partnermärkte erfolgt weiterhin über Mellis‘ eigene Logistik, laut INSIDERN aber wird die Radeberger Halbtochter DGL als Abrechner die Finger ins Spiel bekommen.
Die 51 Trink & Spare-Märkte werden nun in die Getränke Hoffmann-Welt integriert, ein Umflaggen kann aber noch viele Monate in Anspruch nehmen. Mit der Umstellung von Getränke Huster (wurde im März 2023 geschluckt) und den letzten Märkten der Lippert-Welt ist die Hoffmann-Truppe derzeit gut ausgelastet. Hoffmann-CEO Mario Benedikt, dem Radeberger im Februar mit dem branchenfremden Markus Häuptle einen Finanz-Gf an die Seite stellte, schiebt die Fachmarktsparte mit dem Mellis-Deal nun auf 600 Märkte und einen Umsatz von rund 600 Mio Euro.
Jörg Mellis ist der Verkauf hörbar schwer gefallen: „Nach über 30 Jahren Trink & Spare aufzugeben, das tut schon weh.“ Er sieht sich nun in der Pflicht, den verbliebenen Kern seines Unternehmens voranzubringen, die inklusive Großhandel und Logistik rund 130 Mio Euro Umsatz große Schloss-Quelle. Zugleich stellt sich die Frage nach der Mitgliedschaft von Mellis in der Get N. Jörg Mellis hob die Verlegerkooperation 2009 zusammen mit Geins, Ahlers und Waldhoff aus der Taufe. Als einer von fünf Gesellschaftern der Get N Holding und der Get N Großhandelssparte bleibt er an Bord. Doch mit seinem Rückzug aus dem Einzelhandel verliert der Get N Fachmarkt die Westflanke. Und einen Batzen Umsatz. Dem Vernehmen nach strecken die Get N-Granden nun die Fühler nach Kooperationspartnern aus.
Artikel aus INSIDE 936