Die Deutschen sollen ihren to go-Kaffee künftig nicht mehr aus Wegwerfbechern trinken. Gut gedacht. Funktioniert nur nicht – mangels Alternativen, mangels Willen.
Seit 1. Januar 2023 müssen die meisten Restaurants, Cafes, Kantinen, Bäckereien, Kinos und Lieferdienste, die warme oder kalte „verzehrfertige“ Speisen und Getränke to go verkaufen, eine Mehrwegalternative zu Einweg anbieten. Dutzende Systemanbieter stehen Gewehr bei Fuß. Doch die Akzeptanz ist überschaubar. Bei maximal 5% der Bestellvorgänge wird Mehrweg nachgefragt. In vielen Fällen wird es aber auch gar nicht angeboten.
Am 9. Februar kündigte die DUH „juristische Verfahren“ gegen Unternehmen beziehungsweise Franchise-Händler von Starbucks, Edeka, Rewe, Backwerk, Steinecke, Wiener Feinbäckerei, Yormas, Cineplex, Cinestar und Cinemaxx an – sie verstießen „teils eklatant gegen die seit Jahresbeginn geltende gesetzliche Mehrwegangebotspflicht“. Erst wurden Unterlassungserkläungen verschickt, mittlerweile werden Klagen vorbereitet.
Ein nationaler Player, der Mehrweg-Geschirr ebenso anbietet wie schlüssige Konzepte zur Reinigung und Rückführung, ist noch nicht in Sicht; Edeka und Tchibo stricken an eigenen (Insel-)Lösungen, McDonald´s steigt zu Remondis und HAVI ins Boot.
2022 holte sich allerdings die in Berlin ansässige Sykell GmbH mit der Rewe Gruppe einen potenten Partner an Bord. Sykell verfolgt einen system-offenen Ansatz; nicht zuletzt deshalb gilt das junge Unternehmen derzeit vielen als Hoffnungslicht im Mehrweg-Dunkel.
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Artikel aus Heft 921 / Schwerpunkt "Gastronomie"