Am morgigen Freitag dürfte es beim Lieferdienst-Marktführer Lieferando in Frankfurt a.M. zu einem ersten offiziellen Streik kommen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) will damit einen Tarifvertrag und einen garantierten Stundenlohn von 15 Euro durchsetzen. Im Februar hatte die NGG das Unternehmen mit rund 6.500 Beschäftigten in Deutschland zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Lieferando gehört zum niederländischen Konzern Just Eat Takeaway.
Im Forderungskatalog stehen u.a. auch die Zahlung eines 13. Monatsgehalts, angemessene Zuschläge für Schichten am Abend, an Sonntagen und an Feiertagen, volle Bezahlung der letzten Fahrt nach Hause und 0,50 Euro Kilometerpauschale (netto) für autofahrende Lieferanten und eine faire Abrechnung der gefahrenen Strecke.
Bis auf Protestkundgebungen hatte es bei Lieferdiensten bislang keine organisierten Arbeitsniederlegungen gegeben; die Belegschaft solcher Dienste wechselt in der Regel oft, einheitliche Vorgehensweisen sind schwierig. Allerdings regt sich hin und wieder eher spontaner Widerstand gegen mutmaßliche Ungerechtigkeiten. Unlängst forderten 120 Fahrerinnen und Fahrer des Lieferdienstes Wolt mehrere hunderttausend Euro Lohn von einem offenbar recht unbekannten Subunternehmer. Und bevor der Berliner Schnelldienst Gorillas im Dezember 2022 vom türkische Schnelllieferdienst Getir geschlkuckt wurde, hatte auch er immer wieder mit Protestaktionen zu kämpfen.