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#904

Krombachs Brunnen-Coup

Krombachers Germete-Coup

Germete ist nicht der erste Brunnen, der bei Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg auf dem Speiseplan stand. An Coca-Cola hatte er lange hingebaggert. Vergeblich. Die CCEP wollte Apollinaris nicht verkaufen, schließlich war es der heutige CCEP-Konzernchef Damian Gammell selbst, der die Marke 2006 für 300 Mio Euro erworben hatte. Also wurde die Queen klammheimlich im Wald verscharrt: das von einst 200 auf unter 50 Mio Liter zurückgefallene Apollinaris wurde 2021 bis auf Gastro-Füllungen eingestellt (vgl. INSIDE 863). Anschließend war Schadeberg mit den Carolinen-Inhabern Heike und Maik Ramforth-Wüllner fast einig, doch der Brunnen in Bielefeld ging an Dirk Hinkel und seine Hassia-Gruppe, der auch die übrigen Wüllner-Brunnen übernahm.

Nicht mehr ganz unerwartet (vgl. INSIDE 898 vom 24.3.) hat B. Schadeberg die lang ersehnte Basis für sein wachsendes AfG-Geschäft gefunden. Nicht nur für die Herstellung. Auch für künftige Markenkonzepte mit Mineralwasser. Und (natürlich) für einen relativ überschaubaren Kaufpreis.

Für die Schäff-Gruppe war der Kauf von Germete vor sechs Jahren Teil einer Markenstrategie. Der Effizienzkönig Michael Schäff wollte mit dem Kauf von regionalen Brunnen sein damals noch 1,5 Mrd Liter großes Billiggeschäft veredeln. Doch die Strategie erwies sich als Rohrkrepierer. Rhenser ging in die Insolvenz, Neuselters und der von Gehring-Bunte übernommene Wiesenburger Mineralbrunnen kurzerhand dichtgemacht. Übrig blieb Germete, keine 12 km von Schäffs Hauptwerk in Breuna entfernt. Der seit 1998 von Geschäftsführer Thomas Grah gelenkte Brunnen durfte unbehelligt weiterwerkeln, wurde nie in Schäffs Struktur eingebunden. Und wies alljährlich einen hübschen Überschuss von gut zwei Mio Euro aus. Mit Germeta, Warburger und Antonius wird in Warburg ein erklecklicher Teil der 210 Mio Liter Absatz mit Marken gedreht. Doch ohne Schäffs beerdigte Markenstrategie war Germete freilich ein Fremdkörper.

Schon Monate vor dem Crash mit Hauptkunde Edeka, der Schäff zur Schließung bzw. zum Verkauf (siehe Seite 5) vom Zweigbetrieb in Baruth zwang, durfte Grah Kontakte zu potenziellen Käufern aufnehmen. Letzten Herbst wurden Krombacher-Techniker in Warburg gesichtet.

Der Kaufpreis soll laut Schätzungen zwischen 30 und 40 Mio Euro betragen haben, und damit nicht ganz die Summe abbilden, die Schäff 2016 bezahlt hatte. Dafür bekommt Krombacher einen blitzsauberen Betrieb mit Petcycle-Abfüllung, Einweg- und Glasanlagen. Der Standort in Warburg (135 km von Krombach entfernt an der A44) liegt nahe der Mitte Deutschlands. Zum 1.8. soll die Übernahme abgewickelt sein, wenn das Kartellamt früher zustimmt, sogar noch eher. Sukzessive kann Krombacher die Abfüllung seiner AfG-Marken in die eigene Hand nehmen. Die rund 1,5 Mio hl (1,25 Mio hl Schweppes plus zusammen 250.000 hl Orangina, Dr. Pepper und Proviant werden derzeit noch bei u.a. Franken Brunnen und Refresco hergestellt. Dazu könnten weitere Konzepte wie z.B. Dirtea oder Richard’s Sun, Ahoj oder auch Wassermarken kommen, die Schadeberg über sein Szene-Beiboot Drinks & More oder das eigene GFGH-Netz Getränke & Mehr vertreiben kann, an dem kontinuierlich weitergehäkelt wird (vgl. S. 16).

Weiterwerkeln darf auch Thomas Grah. Der 63-Jährige, der Anfang der Neunziger auch mal für Krombacher arbeitete (und damals den jungen Schadeberg kennenlernte), soll unbedingt bleiben. Und gemeinsam mit seiner Führungscrew um Marketingleiter Olaf Eickelmeier und Vertriebsleiter Herbert Stemme die Germete-Marken voranbringen. Auf der Betriebsversammlung in Warburg am Dienstag, bei der die Übernahme erklärt wurde, herrschte  laut INSIDERN allerbeste Stimmung. Auch bei Grah.     

Artikel aus INSIDE 904