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Kopf der Woche: Peter Lehna

Mitte 2006 gelang es, wie INSIDE seinerzeit spitz befand, dem Konzern Inbev zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, sich ohne Blut an den Händen von einem unliebsam gewordenen Standort zu trennen. Mit Starthilfe des damaligen Braunschweiger Oberbürgermeisters Gert Hoffmann (der dafür sorgte, dass die Stadt das Brauereigrundstück für mutmaßliche 3 Mio Euro kaufte) übernahm zu gleichen Teilen ein Quartett aus ehemaligen Gilde-Managern das örtliche Hofbrauhaus: der langjährige Marketingchef der Gilde-Gruppe, Peter Lehna, der Justiziar von Gilde, Thomas Rennecke, der ehemalige Fassbierchef von Hasseröder, Hans-Bernd de Wall, sowie der technische Betriebsleiter in Braunschweig, Willi Koch. Inbev kassierte insgesamt 8,3 Millionen Euro für die Braunschweiger Tochter, abzüglich 1,3 Mio Verbindlichkeiten.

Das Betriebsgelände verpachtete die Stadt an die neuen Eigner, die dafür so etwas wie eine Arbeitsplatzgarantie für die meisten Angestellten abgaben. Binnen zehn Jahren schoss die Brauerei von 300.000 hl auf bis zu 850.000 hl (in 2017) hoch - ein massiv auf Export-Hektos und Lohnbrau fixiertes Unternehmen, dessen schier unbezwingbarer Elan 2018 eine erste dicke Delle erfuhr. Von einem Jahr aufs andere verlor das Hofbrauhaus rund 150.000 hl Absatz (- 17,52 % auf 700.000 hl, davon 330.000 hl Eigenmarken). 2017 hatte Wolters das Lagerbier-Geschäfts mit United Dutch Breweries (UDB) aufgegeben, 2018 knallten dann auch die Absätze von alkoholfreien Malzprodukten an UDB in den Keller. Erstmals stagnierten die Exporte nach China und rutschten unter 200.000 hl. Mittlerweile ist das Exportgeschäft - Corona geschuldet - am Boden; bei zwei Drittel Exportanteil ein harter Brocken. 30 % des Inlandsabsatzes gehen zudem in die Gastronomie - derzeit ein Fass ohne Boden.

Peter Lehna und seine Gesellschafter-/Gf-Kollegen müssen zum zweiten Mal binnen 15 Jahren quasi einen Neustart hinlegen. Diese Woche legte die Stadt Braunschweig die Grundlage dafür, dass Wolters das Grundstück, auf dem die Brauerei steht, in etwa zum gleichen Preis erwerben darf, für den die Stadt es seinerzeit gekauft hat. Der auf den ersten Blick verwegene Schritt von Lehna & Co erklärt sich damit, dass die Brauerei längst notwendige Investitionen (u.a. in den Maschinenpark und die Gebäude) absichern muss - das eben mit dem Grundstück, welches wiederum mit Banken als Partnern finanziert werden soll. Man spüre, heißt es in Braunschweig, eine große Solidarität. Das hängt womöglich auch mit den Gesellschaftern zusammen, die 2006 vorgelebt haben, dass es doch immer wieder weiter geht.