Der Mann hat schon viele Präsidenten, Geschäftsführer und Aufsichtsräte kommen und gehen sehen. Nur er blieb immer: Michael Scherer, seit 27 Jahren Gf der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände und damit ein Faktotum der deutschen Brauwirtschaft. Nicht immer gelang dem gelernten Juristen Scherer alles - Bootlefox Leergutmanagement, VisFlexx Vertriebsoptimierung - aber er probierte es immerhin. Nach einer Umstrukturierung beim Deutschen Brauer-Bund (DBB) unter dessen vormaligem Präsidenten Hans-Georg Eils (vor rund acht Jahren) war seine Stimme beim DBB vielleicht nicht mehr so ausschlaggebend wie zuvor. Dort haben jetzt Andere das Sagen - zumindest in der Wahrnehmung vieler mittelständischer Brauereien, die nicht mit einem Direktmandat für das Präsidium ausgestattet sind. Entsprechend skeptisch verfolgten jene Brauer in den vergangenen Wochen und Monaten die Bildung eines Mehrwegpools (GeMeMa) durch die Big 4 Warsteiner, Krombacher, Bitburger und Radebeger.
Da schlug die Stunde von Michael Scherer.
Zusammen mit seinem Gf-Kollegen Lothar Ebbertz vom Bayerischen Brauer-Bund und NRW-Gf Heinz Linden bastelte Scherer im Stillen seit geraumer Zeit an einem neuen Mehrweg-Poolsystem für Brauer, das der GeMeMa nicht unähnlich ist - allerdings auf Basis einer neuen Genossenchaft und nicht, wie bei der GeMeMa, als GmbH. Mit ihrer neu gegründteen MPB schossen Scherer & Co. diese Woche den Vogel ab - und düpierten die Big 4, die die GeMeMa noch nicht mal gegründet haben. Wie es aussieht, gibt es künftig erstmal zwei konkurrierende Pool-Systeme im Bierbereich. Womöglich wird sich nur eines durchsetzen. Am Ende hat der mit allen Wassern gewaschene Hanseat Scherer dann doch die Nase vorn.