Die Chuzpe ist bemerkenswert. Noch während das Bundeskartellamt die geplante Übernahme von Real-Märkten prüft (44 Standorte sind genehmigt), wollen Edeka-Chef Markus Mosa und sein Einkaufsgeschäftsführer Florian Decker ihre Lieferanten einen satten Hochzeitsrabatt abpressen, "um den Erwerb der Real-Standorte kaufmännisch abzubilden". Die Industrie wurde diese Woche zu "Sonderverhandlungen" eingeladen. Wie weiland schon nach der Übernahme von Tengelmanns Discount-Tochter Plus im Jahr 2009.
Dass damals anschließend eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung folgte, an deren Ende die Edeka schließlich vor dem Bundesgerichtshof im berühmten "Hochzeitsrabatt"-Prozess gegen das Bundeskartellamt unterlag, juckt Mosa heute offenkundig einen feuchten Kehricht. Die nun erfolgte Einladung zu "Sonderverhandlungen" (genau den gleichen Begriff verwendete Edeka schon 2009) ist nur als gestreckter Stinkefinger in Richtung Kartellamts-Chef Andreas Mundt zu begreifen.
Mosa tropft das Selbsbewusstein aus allen Poren. Die Marktmacht der Edeka ist größer denn je. Seine Position im Unternehmen unantastbar. Die Edeka profitierte zuletzt von der Pandemie, rückte im vergangenen Jahr an 60 Milliarden Euro Umsatz heran, das entspricht einem Anteil von über einem Viertel des deutschen Lebensmittelmarkts. Dass der Vorstandsvertrag des 53-Jährigen, der im März 2022 endet, ein weiteres Mal verlängert wird, gilt als sicher.