Auf illustre Art und Weise, wie sie nur Kommissar Zufall erfinden kann, passen zwei News dieser Woche wundersam zusammen - auch wegen Marcel Freches, AB Inbevs langjährigem GFGH-Manager, der, wie zu Beginn der Woche vermeldet, schon am 31. Oktober dieses Jahres und nicht erst 2023 in den Ruhestand geht.
Der Ex-Diebels-Mann Freches, heute 65, gilt in der deutschen Kundschaft als eines der letzten vertrauten AB Inbev-Gesichter. Innerhalb der Bierbranche wurde der damalige Key-Accounter Marcel Freches aber spätestens seit 2011 unübersehbar, als Inbev im September 2011 unter Deutschland-Chef Chris Cools einen „Antrag über den Erlass und die Reduktion von Geldbußen in Kartellsachen" stellt und Freches gegenüber dem Bundeskartellamt umfassend Auskunft gab über Gespräche, die einige Jahre zuvor unter Brauern stattgefunden haben sollten.
Was folgte, ist bekannt: AB Inbev blieb straffrei, Krombacher, Veltins, Bitburger und Barre mussten in der Folge insgesamt 106 Mio Euro abdrücken, die Radeberger Gruppe später weitere 160 Mio Euro. Nur Carlsberg Deutschland weigerte sich.
Die erste Hauptverhandlung in dieser Causa fand im Juni 2018 vor dem OLG Düsseldorf statt. Im April 2019 obsiegten Carlsberg und der zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Kartellabsprachen amtierende Gf Burgard, weil der Senat das Verfahren wegen Verjährung einstellte. In der Firmenzentrale knallten die Korken. Mitte 2020 kam allerdings die große Ernüchterung. Der Bundesgerichtshof hob die die Entscheidung des OLG Düsseldorf auf. Der Fall muss deswegen in einer neuen Hauptverhandlung vor dem 6. Kartellsenat des OLG Düsseldorf neu verhandelt werden. Im September 2021 ging alles los, u.a. mit Zeugenaussagen von Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg und Ex-Warsteiner-Generalbevollmächtigtem Gustavo Möller-Hergt. Schon damals entwickelte sich die ganze Sache zur Posse. Doch es geht noch verrückter.
Ende dieser Woche gab das OLG Düsseldorf bekannt, dass der ganze Prozess wegen einer mehrmonatigen Erkrankung eines Senatsmitglieds wieder von vorne beginnen muss. Der Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Dr. Ulrich Egger hat den Neubeginn der Verhandlung auf 19. Mai bestimmt. Danach sind noch schlappe weitere 21 Verhandlungstage eingeplant.