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Kopf der Woche: Hans Jörg Lang

Hans Jörg Lang führt seine 20.000 hl-Brauerei im unterfränkischen Werneck, nahe Schweinfurt, in der 5. Generation; mit Christine und Andreas Lang steht die 6. Generation in den Startlöchern. Vor ein paar Jahren feierten die Wernecker das 400-jährige Bestehen ihrer Brauerei. 400 Jahre - was würden US-amerikanische Craftbrauer für eine solche "Homestory" geben. Ein Traum von Geschichte. Und nun: ausgeträumt.

Wie so viele andere Familienbetriebe wurstelt sich auch die Wernecker Brauerei seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten so durch - Brauerereigaststätte, Biergärten, Dorffeste. Für Hunderte, wenn nicht Tausende Bräus heißt das: Sieben-Tage-Woche, immer präsent sein, kein Feierabendmodus. Und dennoch immer mit dem Rücken gegen die Wand. Der Weg bisher hat "unheimlich viel Kraft gekostet", schrieb Hans Jörg Lang diese Woche in einem Brief an die Kunden. Aber so ist das eben auf dem Dorf. Man arbeitet bis zum Umfallen. Bis zum nächsten Tag.

Jetzt kommt Corona, und jetzt ist es zu viel für den schneidigen Bräu, der bis zuletzt alles versucht hat, um die Brauerei zu halten. "Die Brauerei" - das sind ja auch die eigenen langjährigen Mitarbeiter, deren Familien, mit denen man so viel gemeinsame Zeit verbrachte. Die ganze Stadt. Die Kunden. Lang und seine Familie können nicht mehr - "wir sind", schreibt er, "so unfassbar müde von den Kämpfen in den vergangen Jahren". Am 30. September ist Schluss, die offiziell erste Brauerei-Schließung wegen Corona.

Dann wird, wie so oft zuvor aus anderen Gründen, wieder ein Stück Heimat verloren gehen. Es werden bis dahin vermutlich noch einige rührige Aufrufe aus der Bürgerschaft erfolgen, doch bitte die Brauerei zu retten. Am Ende erinnern sich alle, dass da mal was war. Man hätte es vielleicht früher wahrhaben sollen. Und anders einkaufen. Aber dafür ist es zu spät.