Sechs Jahre: So lange hat der aus Unterhaching bei München stammende IT-Freak Dieter Büchl gebraucht, um aus einem kleinen Stadtteil-Lieferdienst Flaschenpost in Münster ein nationales Konstrukt zu bauen, das der Oetker Gruppe jetzt rund 800 Mio Euro wert war (ausführlicher Bericht in der aktuellen INSIDE-Ausgabe 864).
Die Branche hat das Startup von Anfang an begleitet - durchaus mit einer Mischung aus Skepsis (auf dem Get.-In-Kongress 2016 musste er sich viele erboste Fragen von GFGH's anhören) und Bewunderung. Dabei hatte Büchl zuvor schon vorgezeichnet, wie Wertschöpfung funktioniert. Vor seinen Neuanfang in Münster verkaufte der gelernte Programmierer seine beiden Firmen Media Concept, einen Onlinehändler für Druckerpatronen, und den Heimtierbedarf-Shop zoo24 jeweils zum richtigen Zeitpunkt.
Flaschenpost, die kurz nach dem Start wieder pausieren musste und mit der Büchl erst 2016 wieder richtig loslegte, schoss auf ihren gigantischen Marktwert hoch, weil Investoren mit praller Börse frühzeitig an das Modell glaubten: Cherry Ventures, Discovery Ventures, Vorwerk. Am Ende sprangen auch noch u.a. die portugiesische Familienholding Dos Santos und der internationale Investor Tiger Global auf. Im verrückten Corona-Jahr dürfte der Umsatz auf 200 Mio Euro steigen.
Oetkers Tochter Radeberger hatte mit Durstexpress vor einigen Jahren einen Flaschenpost-Klon in Berlin von der Leine gelassen, der nun mehr als verdreifacht wird. Mit Durstexpress und Flaschenpost ist Oetker im nationalen E-Getränke-Sektor ganz oben angekommen - und ziemlich konkurrenzlos. Büchl (der am Ende über rund 8 % der Anteile an Flaschenpost verfügte) macht Kasse. Mindestens 65 Mio Euro. Unterm Strich war das Flaschenpost-Abenteuer für ihn auch materiell das spannendste.