Unter den deutschen Start-ups schreibt Choco eine der jüngsten Erfolgsgeschichten. Beinahe hätte die Öffentlichkeit davon aber gar nichts mitbekommen. Anfangs gab sich das 2018 in Berlin gegründete Unternehmen nämlich noch äußerst wortkarg und verzichtete auf externe Kommunikation.
Doch jetzt, wo der Laden läuft, haut Choco gerne eine Rekordzahl nach der anderen raus. Im März vermeldete das Start-up, dass der Warenwert, der seit Gründung über die Plattform umgeschlagen wurde, im Februar 2022 weltweit die Marke von einer Milliarde Euro geknackt hat. Alleine im vergangenen Jahr habe das Bruttowarenvolumen bei rund 624 Mio Euro gelegen.
Mitunter diese Zahlen dürften dazu geführt haben, dass Bestandsinvestoren wie die US-Risikokapitalfirmen G Squared und Insight Partners in einer internen Series-B2-Finanzierungsrunde nochmals 102 Mio Euro nachschoben. Erst vor einem halben Jahr sammelte Choco in einer Series-B-Finanzierungsrunde 82,5 Mio Euro ein. Mit dem neuen Geld verdoppelt sich die Bewertung von Choco auf nun 1,12 Milliarden Euro. Damit steigt die Bestellplattform zum Einhorn auf, also zu einem Unternehmen, das am Markt mit über einer Milliarde Dollar bewertet wird. Auch diesen Erfolg teilte Choco bereitwillig mit der Öffentlichkeit.
Verantwortlich für den Höhenflug ist vor allem CEO Daniel Khachab, der Choco gemeinsam mit Rogério Yokomizo und Julian Hammer aufgebaut hat. Das Trio arbeitete zuvor bei der Berliner Beteiligungsfirma Rocket Internet. Khachab hat mit Choco noch Großes vor. Mit dem frischen Kapital will er technologische Innovationen vorantreiben, aber vor allem expandieren und die vorhandenen Märkte in den USA und Europa festigen. Der Markt habe verstanden, „dass erfolgreiche Unternehmen im Lebensmittelgroßhandel heute mit der Digitalisierung beginnen müssen, um in fünf Jahren weiterhin kompetitiv zu sein“, so Khachab.
Im vergangenen Jahr sei die Anzahl der weltweiten Choco-User um 350% gewachsen, teilt Choco mit und verweist auf bereits über 15.000 Gastronomen und über 10.000 Großhändler. Khachab begründet den Erfolg damit, dass sein Unternehmen vor allem in der Pandemie mit der „Idee der Digitalisierung der Bestellprozesse“ offene Türen eingerannt habe. Choco sei ein „perfekter Product-Market-Fit“. Digitale Bestellprozesse bietet Choco dabei freilich nicht exklusiv an. In Deutschland tummeln sich mit Gastivo, Octopus und Kollex noch mindestens drei weitere ambitionierte Plattformen (INSIDE 899), die um den Getränkegroßhandel und seine Kunden buhlen.
Der Name Choco hat übrigens nichts mit Schokolade zu tun, sondern geht eigenen Angabe zufolge auf den kolumbianischen Bezirk Chocó zurück - eines der artenreichsten Ökosysteme auf der Erde, wo Flora und Fauna im Gleichgewicht sind. Eine Balance, die Choco für das globale Nahrungsmittelsystem erreichen will.