Ausverkauft! Das bekommen Endkunden momentan zu hören, wenn sie das neue Augustiner Alkoholfrei kaufen möchten. Ein erstes zartes Indiz dafür, dass der lange Zeit für unmöglich gehaltene Schritt der Traditionalisten aus München, ein alkoholfreies Helles aus der Taufe zu heben, aufgeht. Dabei traute man hinter den Mauern der Brauerei dem Ganzen offenbar selbst nicht vollends. Ausgeliefert wurde zunächst nur an den süddeutschen GFGH und dort teils auch nur in geringer Paletten-Anzahl.
Doch der Markt verlangt offensichtlich danach. Bald soll dauerhafter Nachschub gewährleistet sein. Auch in der eigenen Gastronomie, die selbstredend keine Lieferengpässe zu beklagen hat, kommt das neue Gebräu dem Vernehmen nach gut an. Die Nachfrage ist groß. Es zeichnet sich ohnehin schon länger ab, dass die Braubranche im Bleifreien Wachstumspotenzial sieht, um der im Allgemeinen kontinuierlich abfallenden Bierkurve entgegenzuwirken. Bei Augustiner wollte man sich dieser Absatzmöglichkeit nicht länger verschließen.
Und so stellte der 18. März 2024 für die Augustiner Brauerei in München einen Paradigmenwechsel dar. An jenem Montag wurde im Bräustüberl das Augustiner Alkoholfrei vorgestellt - die erste neue Sorte seit Einführung des Augustiner Weißbiers vor 38 Jahren. Da ließ es sich die Vorsitzende der Edith-Haberland-Wagner Stiftung, Catherine Demeter, nicht nehmen, höchstpersönlich ein paar fröhliche Worte über das Alkoholfreie zu verlieren. Vor allem das Etikett, das für Augustinerverhältnisse nahezu modern und bunt anmutet, hatte es der 1963 in Paris geborenen Mitgesellschafterin der Brauerei angetan.
Blumig erklärte die bilingual aufgewachsene (französisch, deutsch) Demeter, die seit 2013 Stiftungsvorständin ist, was darauf zu sehen ist: "Traditionsverbunden wie wir sind, haben wir natürlich München, weil wir hier unser Bier brauen. Wir haben die Isar. Wir haben natürlich die Zutaten, das sind ja dieselben Zutaten - Gerste, Hopfen und Wasser. Und wir haben ein dynamisches, spritziges, lustiges Pärchen - so wie unser Bier ist: Spritzig, dynamisch, gut." (siehe auch Video unten). So viel Marketing-Prosa gab es bei den Zeitgeistverweigerern noch nie.
Über die Gestaltung des Etiketts, über das geunkt wird, es sei der Feder von Demeter selbst entsprungen, scheiden sich bislang die Geister. Über Geschmack, Farbe und Schaum hingegen herrscht weitestgehend Einigkeit. Ein überwiegend gelungenes alkoholfreies Helles. Dennoch: Spannend wird es, wie die Abverkäufe laufen, wenn die erste Neugier der Kunden bedient ist. Sollte der Alkfrei-Express doch ins Stocken geraten, hat die Stiftung als Mehrheitseignerin mit ihrer eloquenten Vorständin noch immer eine (jetzt nicht mehr ganz so geheime) Marketing-Waffe in der Hinterhand.