Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, Linke, sagte einst: "Pazifismus ist nichts für Deutschland." Und tatsächlich hat er sich in den vergangenen Monaten selber in die Schlacht um Gotha geworfen. Als prominentester Verfechter des Erhalts der bisherigen Oettinger-Brauerei ging er sogar ein Scharmützel mit einer kleinen Fachzeitung (siehe Ramelows Leserbrief in INSIDE 905) ein. Nun ist er am Ziel: Paulaner übernimmt den Standort und fast alle Mitarbeiter. Ramelow hat damit die Spezi-Hauptstadt nach Thüringen verlegt - München war gestern. Der Linken-Kreisverband feiert seinen Vorkämpfer dafür: "Wir freuen uns ganz doll!! (...) Danke an Bodo Ramelow, Sascha Bilay (Landtagsabgeordneter für Die Linke) und Steffen Dittes (Fraktionsvorsitzender der Linken im Landtag)."
Auf den Spuren von Super-Bodo bewegt sich derzeit die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die den Kampf um Frankfurt ausgerufen hat. Dort will die Radeberger-Gruppe die Binding-Brauerei dicht machen und so Kapazitäten abbauen. 160 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Am Donnerstag demonstrierten 300 Mitarbeiter mit "Binding bleibt"-Rufen gegen die Pläne, am Samstag wollen sie erneut auf die Straße gehen. Unterstützung aus der Politik ist auch in Frankfurt sicher: Die Landtagsabgeordneten, Turgut Yüksel, SPD, und Axel Gerntke, Linke, zeigen sich demonstrativ an der Seite der Arbeitnehmer. Anfang Oktober hatten sich auch schon Fans der Eintracht bei einem Bundesliga-Spiel für den Standort stark gemacht.
Die Chancen in Frankfurt stehen dennoch deutlich schlechter als in Gotha. Dass Radeberger sich einen Konkurrenten vor die Haustür der eigenen Zentrale holt, scheint so gut wie ausgeschlossen. Bei der Ausgangslage würde selbst Super-Bodo an seine Grenzen stoßen. Aber der muss ja ohnehin erstmal seinen Gotha-Coup feiern.