Wer mal sehen und hören will, wie man unangenehme Wahrheiten unkaschiert, aber mit Anstand verkündet, sollte sich dieser Tage nochmal das Video von Anna Heller bei Facebook ansehen. Die Chefin der Brauerei Heller in Köln erklärt dort sichtlich angefasst, warum es einfach nicht mehr weitergeht. Rohstoffpreise, der "wahnsinnig hohe Investitionsstau" - es "ist einfach nicht mehr wirtschaftlich für uns". Den "coolsten und besten" Mitarbeitern, die zum Teil seit Jahrzehnten bei der Brauerei sind, werde man nach Kräften helfen, neue Jobs zu finden - und sei sehr zuversichtlich, dass sich andere Arbeitgeber um sie reißen würden.
Solche in der Not aufmunternde Worte würde man sich öfter wünschen, wenn kleine Mittelständler sich aus dem Markt verabschieden. Selbst der Wettbewerb bescheinigt Hellers Haltung und Reputation weit über den Kölsch-Markt hinaus. Seit 1991 braute Heller in Köln Bio-Biere und bestückte damit den eigenen Hellers Biergarten im Volksgarten oder das Brauhaus im Kölner Kwartier Latäng. Vor Jahren fingen die einst jüngste Brauerei-Chefin Deutschlands und Steffen Potratz-Heller damit an, in Köln Altbier zu brauen - ein wohlkalkulierter Tabu-Bruch. Mittlerweile gibt es bei Heller Kölsch, Wiess, Pils naturtrüb und Leicht, zudem im Sommer Weizen vom Fass an und ganzjährig Bock vom Fass.
Nun ist also Schluss dort. Bis zum Sommer sollen die Restbestände ausgetrunken sein, dann konzentrieren sich Anna Heller und ihr Team auf die Gastronomiebetriebe. Diese Reise geht hoffentlich noch lange weiter.