Zwei Jahrzehnte nach dem Aufblähen der Südwest-Getränke (SWG) zu einem bis zu 100 Mio Euro Umsatz großen Fachhandelsnetz unter dem Dach der Vendis geht es jetzt wieder back to the roots: Vendis und Karlsberg-Logistik sollen sich als Karlsberg Direkt aufs Wesentliche konzentrieren.
Mittlerweile ist klar, dass Ex-Ebay-, PayPal- und Globus-Mann André May 2019 nicht bei Karlsberg als Marketing-Profi anheuerte, um dort Etiketten zu malen. Vergangenes Jahr schon rückte der Digitalisierungsprofi als Gf bei der zu Vor-Corona-Zeiten noch 25 Mio Euro Umsatz großen GFGH-Tochter Vendis Gastro ein (INSIDE 889). Karlsberg-CEO Markus Meyer, der bis dato in Doppelfunktion auch bei Vendis als Geschäftsführer auf der Brücke stand, gab die Leitung an den 42-Jährigen ab und wertet ihn jetzt abermals auf: May wird künftig Gf der neu formierten Karlsberg Direkt GmbH & Co. KG, in die dann auch die Verbund-Logistik KLS aufgeht.
INSIDER erwarten vorerst keine direkte Abkehr vom Vollsortiment, jedenfalls nicht bei Getränken. Tiefkühlkost, Hygienartikel und anderer Krimskrams werden aber nicht mehr als Kernkompetenz einer Getränkegruppe erachtet und fallen weg. Stattdessen setzen Meyer resp. der an ihn berichtende May auf neue „eCommerce-Formate im Direktvertrieb mit Endkonsumenten“ und gemeinsame Plattformen mit Händlern vor Ort. Unterm Strich folgt die über die Jahre schon von 140 auf rund 60 Mitarbeiter abgespeckte Vendis einer von der Karlsberg-Führungsriege unter Christian Weber verordneten Abmagerungskur (der in den vergangenen Jahren schon rund 1,2 Mio wenig bis gar nicht profitable Lohn-Hektos zum Opfer fielen).
Die Sonne über Vendis schien lange nicht so oft, wie die Prospekte es ahnen ließen. Schon am Anfang, 2008, sollten die vier seinerzeit in der Vendis GmbH zusammengefassten Standorte Südwest Getränke, Getränke Hausmann, SchneiderTholey und Werhan eine Mio Euro Gewinn einfahren, am Ende stand aber ein Verlust von fast zwei Mio Euro. Dass es mit der einst stolzen Vendis soweit kommen würde, ahnten Beobachter schon lange. „Nun“, so ein INSIDER, „rückt der Kirchturm wieder in Sicht.“
Artikel aus INSIDE 894