17 Jahren nach den ersten Verkaufsverhandlungen (INSIDE 489) geht der Münchner GFGH Reger bei Getränke Geins auf. Damals wie heute soll Reger als Brückenkopf für die Ambitionen in der kaufkraftstarken
Isarmetropole dienen.
Letzten Freitag wurde es besiegelt (INSIDE-Hot Shot vom 19.8.): Getränke Geins (zuletzt rund 230 Mio Euro Umsatz) übernimmt rückwirkend zum 1.1.2022 sämtliche Anteile an Getränke Reger. Der vor zwei Jahren verstorbene Günther Reger zählte zu den Größen des Münchner Getränkehandels, ließ in den Neunziger Jahren aber Pachmayr und GAM-Spezialisten wie Orterer an sich vorbeiziehen. Seinem seit 2010 als Allein-Geschäftsführer operierenden Statthalter Oswald Preidt (der auch mit 20% an der Firma beteiligt war) gelang es, rund 20 Mio Euro Umsatz (davon 5 Mio Gastro) zu verteidigen.
Unter dem Radar blieb Reger ein quietschlebendiger Getränkehandel mit guter Lager-Infrastruktur, mit 47 Mitarbeitern und einem Firmengelände mit 30.000 qm Fläche an der Dachauer Straße in Münchens Norden. Besonders darauf hat es die Familie Geins abgesehen.
Sehnsuchtsort
Seit vielen Jahren versucht der in Regensburg, Passau, Nürnberg und Sachsen angesiedelte Getränke Geins an die Umsatztröge der bayerischen Landeshauptstadt zu kommen. Nach der gescheiterten Hubauer-Übernahme, der seinen Gräfelfinger GFGH aber an Paulaner verkaufte, stand Reger schon 2005 auf dem Geins-Speiseplan (INSIDE 489). Die 150 Jahr-Feier des Unternehmens wurde 2018 auch nicht am Stammsitz in Passau, sondern in einer Eventlocation in München gefeiert.
Stoßrichtung Pachmayr/Radeberger
Münchens Gastronomie befindet sich zum größten Teil unter der Fuchtel von Paulaner, Augustiner und AB Inbev/MGD, die ihre Objekte selbst beliefern. Den Rest wiederum deckt zu über die Hälfte der Münchner Platzhirsch Pachmayr ab, der kurz vor Corona ein horrendes Millionenangebot annahm und an Drinkport/Radeberger Gruppe verkaufte. In der Münchner Kundschaft ist seither die Zufriedenheit gesunken, was freilich mehr mit der Personal-Erosion durch Corona als mit dem neuen Inhaber zu tun hat. Der Drinkport-Einfluss ist bisher gering, Dr. Otto Pachmayr ist als Geschäftsführer an Bord geblieben.
Dennoch: Das schon von seinen Eltern formulierte Ziel, in München Fuß zu fassen, wurde durch den Pachmayr-Verkauf auch für Rainer Geins noch interessanter. „Als unabhängiges Familienunternehmen haben wir hier beste Voraussetzungen, gemeinsam mit unseren Industriepartnern nachhaltig zu wachsen.“
Quadratmeter und Mitarbeiter
Geins hat in den letzten Jahren bereits einige (Gastro-)Umsätze aufgebaut, die vom 85 km entfernten Teising bei Mühldorf angefahren werden. Sein Interesse richtet sich deshalb weniger auf Regers Umsatz. Sondern auf den Standort (siehe Foto). Gewerbefläche ist rar im teuren München. Genauso wie Mitarbeiter. Zusammen mit der Firma hat Geins der Witwe Reger das Firmengelände abgekauft. Ab sofort wird Oswald Preidt (der seine 20% ebenfalls verkauft hat) mit seinen 47 Reger-Mitarbeitern unter Geins-Flagge laufen. Um sich gemeinsam endlich im Stande zu sehen, Pachmayr/Radeberger Paroli zu bieten.
Artikel aus INSIDE 909
Anmerkung: "Isarflimmern" ist ein Song der Münchner Blueslegende Willy Michl. Zum anhören hier: Spotify – Isarflimmern - Live - song and lyrics by Spider Murphy Gang, Willy Michl