Von einem „gigantischen Auftakt“ sprachen die Veranstalter der Internorga. Dabei fiel so manche freie Stellfläche direkt ins Auge. Auch herrschte in den Gängen kein dichtes Gedränge. Vielleicht war das der neuen Hallenstruktur und dem zuvor angekündigten größeren Flächenangebot im Bereich „Nahrungsmittel und Getränke“ geschuldet. Wobei Getränke sicher nicht mehr Platz benötigt hätten. Der offenbar unaufhaltsame Trend war dieses Jahr sichtbarer denn je: Kaltgetränkehersteller verirren sich kaum noch nach Hamburg. Die einst so zahlreich vertretenen Brauer glänzten durch Abwesenheit.
Auch die Craftbier-Area war gestrichen. Lediglich die rund 70.000 hl große und an ihrer Kapazitätsgrenze operierende Brauerei Engel, die ihren Umzug nach Feuchtwangen aufgrund der Preisexplosion weiter aufschiebt, nahm den weiten Weg von Crailsheim nach Hamburg auf sich. Senior-Chef Wilhelm Fach bereute die Anreise nicht. Auch Carlsberg war vor Ort, verzichtete aber auf einen eigenen Stand und tat sich stattdessen mit Tobit Software zusammen, um Ansätze für die Digitalisierung in der Gastronomie (u.a. die cloudbasierte Tobit Self Ordering-Software Chayns) sowie das DraughtMaster-System zu präsentieren.
Einzig Coca-Cola und Red Bull hatten sich mit zwei unübersehbaren Messeaufbauten platziert. Der Energy-Riese war erstmals auf der Internorga und feierte seine Premiere entsprechend laut und schrill (ein überdimensionaler Lautsprecher zierte den Seiteneingang, verschiedene DJs legten auf). Ziel des Hamburger Aufschlags: die Organics-Range in der MW-Glasflasche für die Gastro promoten und Aufklärungsarbeit leisten. Dass Organics Filler und kein Energy Drink sind, hat sich nämlich längst noch nicht überall herumgesprochen.
Standnachbar Coca-Cola plagen indes andere Sorgen: Aufgrund eines zerstörten Glaswerks in der Ukraine muss Coke den für den Sommer geplanten Produktlaunch für das Sixpack (6x0,33l) sowie den Launch der 1-Liter-Glasflasche für diverse Flavour-Sorten um mehrere Monate verschieben. Zum Glück für Coke hatte sich so gut wie kein Verleger auf die Messe verirrt. Der GFGH sieht sich durch die anhaltenden Engpässe bei Gastrogebinden diskriminiert. In einem persönlichen Gespräch hätte den roten Mitarbeitern auch ihre Coke-Hotline nicht weitergeholfen.
Bessere Stimmung dagegen bei Choco. Der Kundenstamm nicht nur seitens der Gastronomen wächst, auch immer mehr Lieferanten setzen auf eine Schnittstelle zu Choco. Um auch den GFGH von der digitalen Bestellplattform zu überzeugen, geht seit rund acht Wochen der ehemalige sit(t)-Gründer Michael Kertes auf Kundenfang. Man sei mit nahezu allen Getränkefachhändlern im Gespräch, so der Getränke-Profi. Choco-CEO Daniel Khachab ist nicht nur überzeugt, dass die von ihm mitgegründete digitale Plattform im Handling für Wirte die einfachste ist. Er glaubt auch, Choco werde sich im Wettbewerb gegen Konkurrenten wie Octopus, Kollex oder Gastivo durchsetzen. Am Ende entscheide die bessere Software über den Erfolg. Außerdem kündigt Khachab in Bälde eine Übernahme an, ohne weiter ins Detail zu gehen.
Und dann gab es ihn doch noch diesen Ort der Geselligkeit, der in früheren Jahren bei Barre, Erdinger oder Maisel zu finden war. Mitten in der Newcomer Area präsentierte Mirco Hell seine neue Marke Vinzentiner Helles. Er zapfte ein Naturtrübes nach dem anderen. Sogar AB Inbev und Carlsberg sollen Hells Hellem Respekt gezollt haben. Jener fühlt sich in seinem Vorhaben, Vinzentiner, gebraut in einer bayerischen Brauerei, richtig groß zu machen, bestätigt. Erste GFGH-Listungen kann der Vertriebsprofi bereits vorweisen. Für Krämer Getränke hat Junior Louis Krämer das neue Bier an Land gezogen. Bei Splendid ist Vinzentiner auch bereits drin, Winkels soll folgen. Edeka soll auch bereits angebissen und mehrere Paletten geordert haben.
Die Internorga 2023 findet vom 10. bis 14.03. statt.
Artikel aus INSIDE 901