Das Jahr 2001 war DER entscheidende Wendepunkt für die einst so stolze und familiengeführte Brauerei Diebels in Issum. Die Absätze am Niederrhein waren schon länger im Sinkflug. Trotzdem hielt sich Dr. Paul Bösken-Diebels mit seinem VKD Handel Marcel Freches zur Halbjahresbilanz mit knapp 1,4 Mio hl noch auf Platz 12 der INSIDE-Marken-Hitliste. Die Marke weckte damals (anders als heute) noch Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Bitburger, Heineken, Interbrew und Krombacher galten als Interessenten. Pünktlich zur Brautschau hatte sich Diebels mit dem Altbier-Cola-Mischgetränk Dimix zusätzlich aufgehübscht. Das Frankenheim Blue-Plagiat glich das gesamte Minus der Hauptmarke Diebels Alt aus und sorgte in der Folge in der Jahresbilanz 2001 erstmals seit sechs Jahren wieder für einen Zuwachs. Dimix, das im Frühjahr 2023 eingestellt wurde, war gar die bis dato erfolgreichste Produkteinführung in der Bierbranche.
Eine Woche nach Erscheinen von INSIDE 387 gab es ein INSIDE Fax-extra: „Diebels verkauft an Interbrew“. Der belgische Braukoloss kaufte seinerzeit 80% an Diebels für weit mehr als 200 Mio. DM. Dieser Deal war ein Novum in der deutschen Brauwirtschaft. INSIDE schrieb dazu: „Noch bevor sich ein internationaler Braukonzern die Brauerei Beck & Co. unter den Nagel reißen wird, haben die Gesellschafter der Issumer Altbierikone als erste deutsche Brauerfamilie ihre Bude ins Ausland verhökert.“
Damals klangen die Ambitionen des neuen Eigentümers noch verheißungsvoll: „The World‘s Local Brewer“, wie sich Interbrew selbst bezeichnete, wollte regionale Unternehmen übernehmen, ohne deren Identität zu zerstören – ein leeres Versprechen. Der einst so großzügige Marketingetat wurde immer weiter gedrosselt; AB Inbev hat den Untergang der Traditionsmarke billigend in Kauf genommen. Vor sechs Jahren wollte der Biergigant die Altbiermarke gemeinsam mit Hasseröder loswerden. Der mutmaßliche Investor Daniel Deistler verschwand, wie er gekommen war, auch von der Referentenliste beim Get.In.-Kongress 2018. Mehr als eine peinliche Verkaufsposse (INSIDE 810: „AB Inbevs große Schlappe“) wurde daraus nicht. Das Schaufenster mit Diebels war immer wieder mal offen, am Ende blieben die Besitzverhältnisse unverändert. Traurige Folge: Das Martyrium für die kaum mehr 200.000 hl große Diebels spitzt sich weiter zu (s. S. 7).
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