Noch sind die Deutschen Saftweltmeister. Aber der Markt schrumpfte 2021 weiter. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt erstmals seit Saft-Gedenken unter 30 Liter. Verloren haben in Summe vor allem die Eigenmarken des Handels mit einem Minus von gut 6%, rechnet IRI vor, während die Marke 4% einbüßte. Nielsen rechnet insgesamt 8,2% Mengenrückgang und ein Umsatzminus von 4,9% für Saft vor. Wohlig ging es den großen Saftmarken nicht. Der Marktführer wurde ins Visier genommen mit Spezialaktionen aus einer Handels-Einkaufsetage in Hamburg. Auch Valensina litt – unter Neckarsulm. Dafür regnete es für Amecke und Rauch quasi Goldtaler. Die Gastronomie erreichte längst nicht das alte Niveau. Unter den Händlern hat Rewe die besten Geschäfte mit Saft gemacht – sowohl mit den Saftmarken wie auch bei den Eigenmarken mit einem Plus von 5%. Konkurrent Edeka kann da nicht mithalten, kommt aber immerhin auf ein Plus von gut 1%. Die Discounter verloren, am besten schnitt Rewes Penny ab. Rausgeschnitten aus der Hitliste, die Marken ab einem Umsatz von 30 Mio Euro aufnimmt, ist jetzt Pepsico. Deren einst starke Marke Punica macht gerade noch gut 17 Mio Euro Umsatz bei einem um 30% auf 32,5 Mio Liter abgesackten Absatz. Was von Punica übrig bleibt, wird laut INSIDERN im Laufe des Jahres den Besitzer wechseln.
Nr.1: Eckes-Granini: 236 Mio l, -19 %
Dem Saftmarktführer wurde 2021 nichts geschenkt. Die Preiserhöhungswünsche, unterlegt mit Sortimenten und hohen Investments in Nachhaltigkeit führten zu Ab- und Umsatzeinbußen, weil der der führende deutsche Händler Edeka strikt Nein sagte und fix die Marken des Marktführers rausschmiss. Auch wenn etliche Edekaner (selbstständige Einzelhändler des Handelskonzerns) sich die Produkte des Marktführers andernorts, meist via Fachhandel, besorgten und Konsumenten auch mal die Einkaufsstätte für Hohes C oder Granini wechselten – es blieb ein dickes Minus. Hohes C verlor im Handel 18% des Absatzes, Granini 11%. Zum Edeka-Zwist gesellten sich juristische Auseinandersetzungen mit einem ehemaligen russischen Geschäftspartner, der nach einem Moskauer Schiedsgerichtsurteil 2021 öffentlichkeitswirksam Nadelstiche setzte – wie etwa mit der Androhung der Pfändung von Markenrechten.
2022 hellt sich der Himmel wieder etwas auf. Zumindest in Deutschland wurde das Urteil der Russen, bei dem es um Schadensersatz in Höhe von 60 Mio Euro ging, nicht anerkannt. Der Kampf geht weiter. Der zweite Zwist mit Edeka – die Klage gegen ein offensichtliches Granini-me-too – endete mit dem raschen Ausräumen der Granini-ähnlichen Albi-Flasche. Und mittlerweile sollen sich auch die Geschäftsbeziehungen zu Edeka wieder normalisieren. Der Konzern kam insgesamt dank Auslandsgeschäft glimpflicher durchs Jahr, lag aber sowohl beim Umsatz mit 856 Mio Euro wie auch beim operativen Gewinn mit 57,2 Mio Euro jeweils deutlich unter Vorjahr.
Nr. 2: Valensina: 188 Mio l, - 10,0 %
Valensina in Mönchengladbach - zu Teilen bei der thailändischen Signa Europe und der Familie Mocken - kam auch nicht unbeschadet durch das Jahr 2021. Bei Valensina war es die Frontlinie bei Lidl, die für Rückgänge sorgte. Für Valensina ist Lidl ein wichtiger Kanal. Viel Menge läuft in Aktionen. Das alles fehlte und so schrumpfte auch die Nummer 2 der Saftmarken. Seit Februar sind Neckarsulm und Mönchengladbach wieder friedlicher und gemeinsam unterwegs. 2022 könnte es wieder aufwärts gehen.
Nr 3: Capri Sun: 99 Mio l, - 4,0 %
Das Homeoffice-Glück von 2020 hat Capri Sun 2021 gefehlt. Man könnte allerdings auch sagen: Zumindest im Sommer erwies sich die geringere Nachfrage als Segen. Denn da gab es bei den Eppelheimer Sisi-Werken große Lieferprobleme. Die Folge: Promotionaktionen mussten abgesagt werden, Umsatz ging flöten. Die zugstarke Kinder-Saftmarke blieb unter ihren Möglichkeiten. In einzelnen Kanälen wie Drogeriemärkten und Tankstellen lief es gut. Insgesamt blieb der Absatz nach Schätzungen von INSIDERN um rund 4% unter Vorjahr. Dank Preiserhöhung um 5% dürfte der Umsatz in etwa stabil geblieben sein.
Nr. 4: Pfanner: 84 Mio l, -1,0 %
Der österreichische Saft- & Eisteeproduzent Pfanner, der das Jahr 2021 insgesamt mit einem Rekordumsatz von 302 Mio Euro (plus 8,9%) abgeschlossen hat, kam beim deutschen Saftgeschäft, wozu neben der Marke Pfanner auch Eigenmarken und Copacking-Aufträge gehören, in etwa auf Vorjahresniveau. Möglich war das jenseits einer ordentlichen Entwicklung der Marke Pfanner – nur mit mehr Copacking-Aufträgen. Die glichen das Eigenmarkengeschäft aus, das marktkonform litt. Pfanner, einst mit Eistee in Deutschland gestartet, hat sich im deutschen Saftgeschäft etabliert und ist die Nummer 1 bei Eistee (in den Zahlen nicht enthalten).
Nr. 5: Rauch: 82 Mio l, + 17,1 %
Des einen Leid, des anderen Freud – nach dem Schmerz des schwierigen Gastrojahres 2020 steht Rauch wieder rundum auf der Sonnenseite. Der österreichische Saftproduzent und Red Bull-Vertreiber investiert kräftig in das Saftgeschäft, das Heiko Schubert von Planegg aus mit seinen Vertriebs-Assen Thomas Blankenberg und Klaus Röster steuert. Anders als die abgestraften großen Marken punktete der Spezialitäten-Safter Rauch mehrfach. Im Handel mit der erstmals beworbenen Marke Happy Day – in der Gastronomie kommt die exklusiv für den Kanal kreierte Marke Franz Josef Rauch gut voran. Daneben nimmt auch das Beiboot für den Kindermarkt Yippie ebenso Fahrt auf wie die Würzsäfte Culinary. Macht in der Summe ein dickes zweistelliges Plus bei Ab- und Umsatz.
Nr. 6: Dohrn & Timm: 70 Mio l, -3,6 %
Der Frucht- und vor allem Gemüsesafthersteller Dohrn & Timm blieb bei Absatz und Umsatz abermals unter Vorjahr. Schon 2020 hatten die Hamburger mit Produktionsstandort in Diedersdorf und angeschlossenem Wassergeschäft im Großraum Berlin wenig erfrischende Absätze (Eigenmarken) aufgegeben. Jürgen Röhl hat Dohrn & Timm mit Biosäften groß gemacht. Der mittlerweile 88-Jährige hat im vergangenen Jahr nach acht Jahren Anlaufzeit seine Anteile komplett an seine Tochter Sabine Mühlbauer übertragen. Mühlbauer will anders als ihr Vater nicht operativ mitmachen, betreut eigene Projekte, ist ein aktiver Beirat.
Nr. 7: Becker‘s Bester: 55,9 Mio l, + 2,4 %
Bei Becker‘s Bester in Lütgenrode lief 2021 mehr als ordentlich. Ein Zuwachs bei Absatz und Umsatz stand am Jahresende in den Büchern. Der Absatz stieg um rund 2,4%, der Umsatz sogar um mehr als 3%. Das kann sich sehen lassen. Den positiven Schwung nahmen die Niedersachsen mit ins Jahr 2022. Auch im ersten Quartal steht ein Plus in den Büchern. Becker‘s Bester läuft weiter besser als der Markt. Firmenchef Sebastian Koeppel ist via Social Media nah dran an der Saft-Community, nicht nur eine gute und direkte Quelle, wenn es um Verbesserungen und Neuerungen geht. Dort wird auch erklärt, warum es Preiserhöhungen gibt und was die Firma für die Umwelt tut. Der Ausstieg aus PET 2019 war Teil eines ganzen Pakets des Wandels, mehr Farbigkeit bei der Verpackung inklusive. Koeppel hat vieles angeschoben, es gibt nun auch alkoholfreie Cocktails im Tetra Pak. Geholfen hat im Kerngeschäft weiter die gute alte VdF-Glasflasche. Nur vom Markensaft-Geschäft allein können auch die Lütgenroder längst nicht mehr leben, obwohl es wieder wächst. Die Produktion von Eigenmarken und Copacking gehören zum Saft-Geschäft dazu, das Koeppels Urgroßmutter Berta Becker 1932 mit ihrem Mann Ernst ganz klein mit einer Apfelplantage begann.
INSIDE Saftmarken-Hitliste 2021 - Teil 2: TOP 8 bis 14
Artikel aus INSIDE 901