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#951

Orangen-Kollaps: Fruchtsaft-Hitliste

Hopfen: Rumor in der Lagerhalle

Überkapazitäten und Spritzmittelverbote: Auf die Hopfenwirtschaft rollt eine Lawine zu, deren Ausmaß noch nicht abzuschätzen ist. Intern schlagen die Verbände längst Alarm. Die Brauwirtschaft duckt sich noch weg, könnte am Ende aber mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen.

Gleich an zwei Fronten haben die Hopfenbauern und der Hopfenhandel derzeit Stress. Einmal bei den Überkapazitäten: Das fünfte Jahr in Folge wurde nach Berechnungen des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbandes kumuliert mehr Hopfen produziert, als in der Brauwirtschaft verbraucht wurde. Intern wird weltweit bereits ein Lagerbestand von bis zu 120.000 Tonnen Rohhopfenäquivalent kommuniziert. In den Kühlhallen der Händler stapeln sich mittlerweile Hopfenprodukte aus Deutschland und anderen europäischen Ländern im Wert von 250 Mio Euro. Gleichzeitig zögert die Industrie (mit Blick auf die Bierabsätze) mit Anschlussverträgen. Von den rund 42.000 Tonnen Hopfen sind laut INSIDERN für dieses Jahr 40.000 Tonnen verkauft, für 2025 über langfristige Vorverträge noch 39.000 Tonnen. Die Vorkontrakte für die Folgejahre (2026 26.000 t, 2027 22.000 t, 2028 14.000 t) machen den Hopfenbauern mittlerweile Sorgen, weil sich die Zurückhaltung bei Anschlussverträgen an die 2025er-Kontrakte bemerkbar macht. 

INSIDER warnen, dass es ohne diese Anschlussverträge aber wieder zum befürchteten Schweinezyklus kommen könnte. Nämlich dann, wenn die Bauern ihre Anbauflächen drastisch reduzieren und es in folge dessen wieder zu Engpässen kommt (in den USA wurde die Anbaufläche bereits in kürzester Zeit um 21,7% reduziert, vor allem wegen des massiven Absatzeinbruchs der Craftbrauer).

Brauwirtschaft duckt sich noch

Zu allem Übel zeichnet sich mit dem wahrscheinlichen Verbot des Fungizidwirkstoffs Dimethomorph (DMM) eine nur schwer zu bewältigende Krise für die Hopfenwirtschaft ab. Nach einer EU-Durchführungsverordnung müssen die Mitgliedsstaaten die Zulassungen für Fungizide, die DMM enthalten, spätestens bis 20. November 2024 widerrufen.Dann gilt eine Abverkaufs- und Aufbruchsfrist bis 20. Mai 2025. Sollten zugleich die Rückstandshöchstgehalte im Hopfen massiv gesenkt werden, könnte dieser (und womöglich auch Bier) rückwirkend nicht mehr verkauft werden dürfen. Ein Albtraum für die ganze Branche, alldieweil DMM-Fungizide auf bis zu 90% aller deutschen Hopfenanbaugebiete zum Einsatz kamen und kommen. In diesem Fall, so ein INSIDER, der selbst Hopfen anbaut und verkauft, „gehen wir alle kaputt“.

Artikel aus Heft 951