Die Zahlen rot, die NGG in Alarmbereitschaft und der Geschäftsführer weg, der zur Zierde erfolgte Kauf von Wolters entpuppt sich als Klotz am Bein der Volksbank Braunschweig- Wolfsburg (BraWo).
Es passt zur Situation des Hofbrauhaus Wolters. Die Unwetter der vergangenen Woche setzten Teile des Lagers und das Braustüberl unter Wasser. Dabei hat BraWo-Vorstand Jürgen Brinkmann, der 2020 stolz den Kauf der Braunschweiger Brauerei verkündete, schon genug Ärger mit der vermeintlichen Perle. Die anfangs mit großzügigen Investitionen angeschobene Gesundung der Brauerei ist durch Corona und der anschließenden Kostenexplosion auf unbestimmt vertagt. Finanz-Gf Alexander Arsene muss wohl bald um einen Nachschlag des Hauptgesellschafters betteln.
Geheimprojekt mit Oettinger geplatzt?
Die von INSIDERN kolportierte, eigentlich streng geheime Suche nach Synergien mit der benachbarten Braustätte der Oettinger-Gruppe – offenbar ein Projekt von Arsene und Oettinger-Sanierer Gino Biondi – könnte mit dem Machtkampf in Oettingen ins Stocken geraten. Nach dem Fernbleiben von den aktuellen Tarifverhandlungen (offenbar will Wolters einen Haustarif) ist die Belegschaft auf den Barrikaden, nächsten Dienstag tagt der Betriebsrat. Streiks sind möglich, mit Folgen für das Lohnkundengeschäft. Nur ein Drittel der aktuell 600.000 hl sind Eigenmarke Wolters.
Perricone nach Warstein
Die nächste Hiobsbotschaft erreichte den 100-%-Gesellschafter BraWo schon zuvor. Marketing- und Vertriebsgeschäftsführer Francesco Perricone kehrt dem Hofbrauhaus den Rücken. Brinkmann hatte den früheren TCB/Gilde-, König- und AB Inbev-Mann zum 1. Oktober 2020 nach Braunschweig gelotst, um die „Rentnergang“ um Bernd de Wall, Thomas Renneke und Peter Lehna (starb 2022), abzulösen, die das Hofbrauhaus ehedem aus den Fängen von AB Inbev befreit hatten. Nun muss Arsene alleine weiter machen. Als Berater ist seit geraumer Zeit Arsenes früherer Warsteiner-Kollege Nils Handke in Braunschweig aktiv. Ob der 59-Jährige Handke nun als Perricone-Nachfolger die Verantwortung eines Geschäftsführers übernimmt, ist noch unklar.
Perricone indes wechselt zur Warsteiner Gruppe. In der Mannschaft von Handkes Nach-Nachfolger Marco Schulze soll der 54-Jährige einer internen Nachricht zufolge Senior Key Accounter Rewe/Kaufland werden. Und damit die Nachfolge von Altmeister Gerhard Reinl antreten. Der sollte ursprünglich durch Henning Behrens ersetzt werden, zuvor Geschäftsführer der Warsteiner Billigtochter Paderborner. Behrens mochte sich damit nicht anfreunden und hat die Gruppe verlassen (INSIDE 924). Perricone könnte aufgrund seiner Vita auch für Behrens‘ alte Aufgabe bei Paderborner Expertise mitbringen.
Artikel aus INSIDE 929