Kaum eine Brauerei wehrt sich so erbittert gegen höhere Löhne wie die BraWo-Tochter aus Braunschweig. Ein Blick hinter die Kulissen erklärt einiges.
Das rund 600.000 hl große Hofbrauhaus Wolters muss unbedingt die Zahlen verbessern. Der Gesellschafter, die Volksbank BraWo, steht auch gegenüber der Bafin in der Verpflichtung, in seinen Beteiligungen nicht zuviel Geld zu verbrennen. Und so wurde die letzte Finanzspritze, eine Kapitalerhöhung um zwei Mio Euro, laut INSIDERN mit dem Versprechen auf eine baldige Sanierung verknüpft. Die Berater von Sauer + Hartwig sind bereits an Bord.
Die Suche nach Synergien mit der benachbarten Niederlassung von Oettinger wurde nach dem Rausschmiss von Oettinger-Restrukturierer Gino Biondi nicht weiter verfolgt. Eine Reduzierung des Kostenapparats bleibt im Vordergrund. Auch beim Personal.
Schon vor einem Jahr musste deshalb das Weihnachtsgeld gestrichen werden. Die Belegschaft stimmte zu, ließ sich aber zusichern, dass diese „Sonderjahresleistung“ 2023 wieder bezahlt wird. Das allein würde das Hofbrauhaus Wolters über 600.000 Euro kosten. Mehr als in der Kasse liegt. Und so kommen den Tarifverhandlungen mit der NGG eine besondere Bedeutung zu.
Schmutzfleck statt Schmuckstück
Für BraWo-Boss Jürgen Brinkmann, der mit der Übernahme vor drei Jahren eigentlich nur den Ruhm von sich und seiner Bank in Braunschweig mehren wollte, entpuppt sich das vermeintliche Schmuckstück als heiße Kartoffel. Die Wolters-Geschäftsführer Alexander Arsene und sein neuer Vertriebs-Kollege Nils Handke müssen bei allen anstehenden, schmerzlichen Maßnahmen möglichst geräuschlos vorgehen. Höhnischer Applaus, wie ihn Arsene gegenüber den streikenden Mitarbeitern an diesem Dienstag laut Beschäftigten gezeigt haben soll, ist da womöglich kontraproduktiv.
Artikel aus INSIDE 935
