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Heineken: Der Nächste bitte

Am Wachstum lag es nicht. Unter der Führung von Alina Nickolson Vera Rojas hat Heineken Deutschland die Schallmauer von einer Mio hl durchbrochen. Bei der Warenverfügbarkeit und in der Logistik ließ die Performance allerdings zu wünschen übrig. Nun übernimmt der treue Konzern-Mann Geert Swaanenburg das Cockpit der Deutschland-Rakete. 

Heineken Deutschland bekommt zum 1. Oktober einen neuen Geschäftsführer. Es ist nicht wie von INSIDE zunächst vermutet Alexander van Gils, 30. Dem jungen, ehrgeizigen Eigengewächs steht Marktbeobachtern zufolge zwar eine große Karriere im Heineken-Universum bevor. Der Sprung an die Spitze einer über eine Million Hektoliter großen Einheit, war aber wohl selbst für eine steile Konzernkarriere zu schnell. Stattdessen setzt Heineken nun mit Geert Swaanenburg auf Erfahrung. Der 50-Jährige führt erst seit November 2018 die knapp über 2 Mio hl große Heineken Ungarn-Einheit. 

Deutschland-Azubi No. 2

Seine Karriere bei Heineken begann Swaanenburg als Brand Manager im Jahr 1997 für Amstel. Anschließend wurde er zu Heineken Bahamas entsandt. Nach drei Jahren kehrte er in die Niederlande zurück und arbeitete als Retail Director bei der AfG-Tochter Vrumona, bevor er Sales Director bei Heineken Rumänien wurde. Ab 2016 fungierte er als Verkaufsdirektor im europäischen Global Commerce Team, ehe er nach Ungarn ging. Nun folgt er an der Spitze von Heineken Deutschland also auf Alina Nickolson Vera Rojas, die bei ihrem Antritt 2019 genau so viel Deutschland-Expertise mitbrachte wie er: Null. 

Nicht ohne Zynismus konstatieren Heineken-Beobachter, dass in den zweieinhalb Jahren danach bei Rojas leider auch nicht viel Marktkenntnis dazu kam. Ihr Abschied kam dennoch überraschend. INSIDER berichten, dass der gebürtigen Brasilianerin und Mutter von zwei Kindern ein freundliches Angebot für eine andere Heineken-Niederlassung vorgelegt wurde. Den Wechsel innerhalb des Konzerns lehnte sie ab. Es heißt, sie plane jetzt erstmal eine Auszeit, um Energie zu tanken. Ihr Job habe der stillenden Mutter nicht zuletzt wegen der Pandemie in den letzten zwei Jahren viel Kraft entzogen. 

Glänzende Absatzzahlen

Allein die Volumenzahlen betrachtet, hat Rojas kompetente Arbeit geleistet. In ihrer zweieinhalbjährigen Amtszeit hat sie Heineken nicht nur zur größten Importmarke ausgebaut, sondern laut Konzernangaben das Geschäft und den Marktanteil verdoppelt. Die Marke Heineken läuft – nach rund 260.000 hl zu ihrem Amtsantritt – nun steil auf die 500.000 hl zu. Ein Ziel, das vor gut 15 Jahren unter dem damaligen Deutschland-Chef Jochen Etter noch als kühne Prognose für die ferne Zukunft abgegeben wurde. 

Auch der Biermix Desperados befindet sich trotz oder gerade wegen seines hohen Durchschnittspreises (laut Nielsen 4,39 Euro/Liter) weiter auf Wachstumskurs. Zuletzt waren es im Jahr 2020 rund 210.000 hl. 

Und mit Gösser Naturradler visiert der Konzern in Deutschland rund 360.000 hl bis Jahresende an. Das Geschäft mit der österreichischen Boom-Marke sei ein Selbstläufer, berichten INSIDER. Dafür müsse kaum Aufwand betrieben werden. Die Basis für das dynamische Wachstum legte wie bei Heineken ein Ehemaliger: Verkaufsprofi Ulrich Schmidt. Brau Unions langjähriger Verkaufsleiter Deutschland (heute Gesamtverkaufsleiter beim Hofbrauhaus Freising) hievte seinerzeit mit Mini-Team Gösser Naturradler von einst 90.000 (2017) auf über 255.000 hl (2020) und damit zum Marktführer. Das weckte Begehrlichkeiten bei der deutschen Heineken Unit, die Mitte 2020 Gösser unter ihre eigenen Fittiche nahm.

Zweifel am freiwilligen Abgang

Alina Nickolson Vera Rojas glänzte nach außen, doch intern soll sie auf Widerstände gestoßen sein. Und mit wenig Fachwissen überzeugt haben. Die Probleme mit der Warenverfügbarkeit, schlechte Forecast-Planung, verkorkste Beschaffungslogistik und daraus resultierend unerträglich lange Wartezeiten an der neuen Rampe in Duisburg sollen ihr auf die Füße gefallen sein. Kunden waren stinksauer, und für den Konzern noch schlimmer: die Ertragszahlen hielten mit dem Absatzboom nicht Schritt. 

Das Angebot zum Wechsel in eine andere Heineken-Niederlassung könnte demnach eher unter die Rubrik „Wegloben“ verbucht werden, munkeln Beobachter. Kein unbekannter Vorgang in Berlin. Auch Rojas‘ Vorgänger Peter Kopietz, der Ende 2013 etwas unerwartet den Chefsessel von Etter übernahm, wurde mit warmen Worten zu Heinekens Konzerntochter in Bulgarien, der gut 2 Mio hl großen Brauerei Zagorka, verabschiedet. Sein Glück fand er dort nicht: Kopietz wird den Konzern in diesen Tagen verlassen...

Bei der ehemaligen Adidas- und Philips-Frau Rojas gab es allerdings bereits im Frühjahr 2020 erste Gerüchte, dass sie bei Heineken vor dem Absprung stehe (INSIDE 847). Eines ist ihr auf jeden Fall gewiss: Der Name Alina Nickolson Vera Rojas wird bei Heineken Deutschland immer mit dem Sprung über die 1-Million-Hektoliter-Marke verbunden sein. 

Mehr Durchgriff für Amsterdam

Nun sind die Augen auf Geert Swaanenburg gerichtet. Mit ihm installiert Heineken einen treuen Konzern-Mann in Deutschland, der INSIDERN zufolge bereits zuvor auf den Posten des Sales Directors in Berlin spekuliert hatte. Die Stelle wurde letztlich aber intern mit dem 30-jährigen Top-Talent Alexander van Gils besetzt. Ob das in irgendeiner Form für Konfliktpotential sorgen könnte, wird sich zeigen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass Amsterdam mit Swaanenburg direkteren Durchgriff auf Berlin haben wird und somit die Interessen der Europazentrale besser durchsetzen kann.

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