Grünes Licht für Rewe/Trinks: Das Bundeskartellamt hat den beabsichtigten Erwerb von jeweils 50% der Anteile an der Trinks GmbH und der Trinks Süd GmbH ohne Hürden freigegeben.
Kartellamtschef Andreas Mundt begründete die erstaunlich schnelle Freigabe so: „Wir haben das Vorhaben eingehend geprüft. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob es durch die Beteiligung von Rewe an Trinks, einem der führenden Getränkefachgroßhändler für den LEH, zu Marktabschottungen kommen könnte. Im Ergebnis haben wir keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken. Eine erhebliche Abschottung ist weder zu befürchten beim Zugang anderer Getränkefachgroßhändler zu Rewe als Kundin, noch umgekehrt beim Zugang anderer Lebensmitteleinzelhändler zu den Leistungen von Trinks.“
In seiner Begründung verweist das Kartellamt auf den mutmaßlichen deutschen Wettbewerb: Als überregionale Wettbewerber sind demnach "insbesondere die Deutsche Getränke-Logistik, ein Joint Venture der Radeberger Gruppe KG und der Brauerei Veltins, sowie die PROFI System-Getränke-Logistik, eine Kooperation von regionalen Getränkefachgroßhändlern, von Bedeutung." Hinzu kämen "regionale Getränkefachgroßhändler, die in den einzelnen regionalen Märkten ebenfalls in erheblichem Umfang auch den LEH beliefern. Jedenfalls zusammengenommen bieten sie den Wettbewerbern von Rewe hinreichende Alternativen zu Trinks." Im Markt, so die Behörde, werde "auch erwartet, dass es zu einer Verlagerung nachgefragter Leistungen des Getränkefachgroßhandels kommt. Dies spricht gegen eine nachhaltige Schwächung anderer Getränkefachgroßhändler durch die Verlagerung von Rewe-Mengen auf Trinks."
Eingeschränkt würden die wettbewerblichen Effekte einer Abschottung des Handels "zudem durch die Möglichkeit der Direktbelieferung durch Getränkehersteller". Gerade auf regionaler Ebene wird dies nach Auffassung des Amtes "bereits in teilweise erheblichem Umfang praktiziert". Zudem betreibe mit der Edeka "eine enge Wettbewerberin der Rewe in Teilen des Inlands bereits eine eigene Getränkelogistik" bzw. baue "diese derzeit auf". Letztendlich, so das Kartellamt, "liefe eine Abschottung des Einzelhandels nach Vollzug des Zusammenschlusses den Interessen der anderen Anteilseigner von Trinks entgegen."
Im Ergebnis drohe "durch den Zusammenschluss keine erhebliche Behinderung des wirksamen Wettbewerbs." Rewe erhalte über Trinks auch "nicht in wettbewerblich bedenklichem Ausmaß Zugang zu sensiblen Informationen seiner Wettbewerber."
Mitte Oktober 2023 hatten Rewe/Trinks bestätigt, was INSIDE schon drei Wochen zuvor mit Bezug auf vertrauliche Quellen gemeldet hatte: Das knapp 1,4 Milliarden Umsatz große GFGH-Schwergewicht Trinks bekommt einen neuen Gesellschafter. Großkunde Rewe Group übernimmt 50% der Anteile. Die bisher mit jeweils einem Drittel beteilgten Gesellschafter Bitburger, Krombacher und Warsteiner reduzieren ihren Anteil auf jeweils ein Sechstel. Der Deal wird über eine umfassende Kapitalerhöhung durchgezogen. Trinks schwimmt nun im Geld, das für Investitionen in Robotik und Sortiertechnik, aber auch für Übernahmen bereitsteht.
Im Markt wird die Sorglosigkeit des Kartellamts nicht unbedingt geteilt. Der Coup der Rewe hat Auswirkungen für so ziemlich jeden deutschen (Mehrweg-)Getränkehersteller. Als Zwischenglied zum Einzelhandel, als Leergut-Beschaffer und -Sortierer ist Trinks unabdingbar. Über diese Dienstleistungen wird nun einer der größten Kunden mitverhandeln.