Die deutsche Heineken-Organisation strotzt vor Selbstbewusstsein. Nach kühnen Preiserhöhungen für Heineken bekommen das jetzt die Kunden der Ösi-Marke Gösser zu spüren.
Heineken Deutschland marschiert in diesem Jahr auf über 1,3 Mio hl. Trotz einer satten Preisanpassung zum Jahresbeginn und diversen Auslistungen im LEH (u.a. Edeka), trotz einer weiteren Erhöhung (um wieder 10 Euro/hl) und trotz des erneuten Widerstands des LEH liegt Heineken aktuell 30% über Plan. Das holländische Bier mit dem globalen Anspruch ist nach fast dreißigjähriger Aufbauarbeit in Deutschland zum Volumenbringer geworden. Über 600.000 hl Heineken sind es in diesem Jahr, mittelfristig ist die Million in Sichtweite und damit der Absatz-Ritterschlag mit der Aufnahme in die INSIDE-Marken-Hitliste.
Auf Heineken und dem inzwischen 300.000 hl großen Deckungsbeitrags-Bomber Desperados liegt der Fokus der seit kurzem vom Holländer Geert Swaanenburg geführten Berliner Dependance. Auf Gösser eher weniger. Das von der österreichischen Heineken-Tochter Brau Union (und deren Ex-Deutschland- VKL Ulrich Schmidt) sorgsam aufgebaute Gösser Naturradler wurde 2020 unter die Führung von Heineken Deutschland geschoben. Dem Zuwachs tat das zunächst keinen Abbruch. Das 40:60-Bier-Limo-Gemisch schoss auf über 400.000 hl. Doch das Wachstum könnte ein Ende finden.
Bei der Ankündigung einer Preiserhöhung zum 1.12. hatten die Berliner Holländer das Ösiradler scheinbar noch vergessen, erst im Anhang der Email wurde über eine Erhöhung von Gösser, allerdings nur in der Dose, informiert. Doch jetzt wird das Preisgefüge im Sortiment glattgezogen.
Durch Anpassungen (und Streichung von Konditionen sowie Erhöhung der internen Transferpreise) ergeben sich drastische Erhöhungen der Nettopreise. Teilweise erleben Händler einen um 3,50 Euro höheren Preis. Nicht pro Hektoliter – pro Kasten. Einkäufer reagieren mit Kopfschütteln, sprechen schon vom „Bionade-Moment“. Die Bio-Limonade hatte sich in den Nullerjahren zu immer größeren Absatzhöhen aufgeschwungen, bevor der damalige Inhaber Peter Kowalsky zum 1.7.2008 eine Preiserhöhung um 50% ankündigte (INSIDE 553). Bionade stürzte ab, im Jahr darauf musste Kowalsky an Radeberger verkaufen. Ob Geert Swaanenburg Gösser nun tatsächlich aus dem Naturradler-Markt heraus preist, muss sich zeigen. Die vielen grün-gelben Nachahmer von Bitburger, Krombacher, Lübzer, Paulaner, Mönchshof, Früh, bis zu Perlenbacher (Lidl) werden es mit Wohlwollen beobachten.
Artikel aus INSIDE 914