Auf der Tagung des Bundesverbands GFGH diesen Dienstag in München-Unterschleißheim konnte Moderator Peter Meyer im Schulterschluss mit GFGH-Verbands-Chef Dirk Reinsberg eine Wendung zum Positiven verkünden – in Sachen Stammdaten. Das Thema ist seit Jahren virulent, die mit Industrie-Gesellschaftern wie Bitburger, Warsteiner und MBG ausgestattete Gedat kämpft sich tapfer an einem halbwegs einheitlichen Stammdatensatz für den Handel ab. Entsprechend begeistert feiert sich das Haus aktuell für einen Kooperationsvertrag mit der Nürnberger GES, der vorerst als One-Way-Deal verkauft wird: Demnach bezieht die GES Artikelstammdaten von der Gedat – speist aber (vorerst) keine selbst erhobenenen in das Netzwerk ein. Die Geschichte ist aber doch vielschichtiger, wie INSIDER ausgemacht haben.
Dass es irgendwann einheitliche Stammdaten geben sollte, ist in der Branche unumstritten; Industrie und Handel gleicherseits haben keine Lust auf Datenwust. Allerdings arbeiteten sich bislang u.a. die Gedat (bis 2021 basierend auf Daten der GS1-Tochter Atrify), GES, Kollex und Team Beverage recht isoliert voneinander daran ab, zum Teil mit erheblichem personellen Aufwand. Schwung in die Sache kam im Frühjahr 2021 mit dem Markteintritt von Björn Bayerd (INSIDE 873) und wenig später mit dem von Systrion – einem langjährigen Partner der Gedat bei der Bereitstellung diverser Plattformen wie synfoxx für GetITEM. Und u.a. für Krombacher. Die Brauerei stellte frühzeitig ihre Systeme zur zentralen Verwaltung von Produktstammdaten und der Übermittlung an LEH und GFGH auf Systrion um. Als das Systrion-Management um den Vorstandsvorsitzenden Wolfram Koller 2021 selbst mit prootec zum GDSN-Datenpool mutierte (und die Gedat dafür aufschaltete – INSIDE 891), war das auch ein Rauchzeichen in Richtung Atrify. Die Tochter der zu 50% vom Markenverband und zu 50% vom Einzelhandelsverband dominierten GS1 hatte sich sehr lange darauf verlassen, dass vom LEH abhängige Hersteller auf diesem Weg ihre Stammdaten zur Verfügung stellen.
Noch ist die GES mit ihren 850 Fachhandels-Mitgliedern, mit Schokoring und BSC nur Stammdaten-Kunde der Gedat; laut INSIDER ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis auch die Nürnberger via Systrion heiß begehrte Ware zur Verfügung stellen: Stammdaten für Spirituosen und Wein, ein anspruchsvolles Metier, deutlich komplizierter als Stammdaten für Bier oder Mineralwasser. Und eines, mit dem sich bislang gesondert auch Kollex und Team Beverage profilieren. Einem gemeinsamen Datenpool standen bislang sorgsam gepflegte Animositäten im Weg; mittlerweile wird von allen Seiten Bereitschaft signalisiert. Teuer erstellte Daten können im Ernstfall gegen unerwünschte Zugriffe blockiert werden. Womöglich auch deshalb erzählten INSIDER bei der GFGH-Tagung, dass Team Beverage die langjährige Abwehrhaltung in Sachen Gedat aufgegeben hat ...
Gestützt wird das alles von einem sogenannten „Stakeholder“-Beirat der Gedat und damit u.a. von Dirk Reinsberg (GFGH), Jan Beerwerth (Krombacher), Franz Demattio (Gefako), Holger von Dorn (GES) und Franken Brunnen (am Dienstag mit CEO Michael Bartholl), die, welch Wunder, auf der Bühne allesamt ein Hohelied auf die Gedat-Stammdatenlösung anstimmten. In der Hoffnung, dass die breite Front am Ende auch die breite Brust rechtfertigt.
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