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#929

Steffis Mehrweg-Menetekel

Gerolsteiner rasiert den Außendienst

Projektleiter: Harald Stadler

Der gesunde Markenwasser-Primus verpasst sich einen größeren Umbau im Vertrieb. Dazu werden im AD zahlreiche Stellen gestrichen. Im Osten gibt es gar einen Kahlschlag.

Es der 7. Februar 2023 als Vertriebschef Harald Stadler seine Mannschaft kurzfristig zu einem Meeting unter der Agenda „Wandel Vertrieb 2023“ einberufen hatte. Im Kern wurde darüber informiert, wie die Vertriebsorganisation des 2022 knapp 800 Mio Liter großen Gerolsteiner Brunnens künftig an die veränderten Rahmenbedingungen im Markt angepasst wird. Damit einhergehend: die Streichung von knapp 40% des 65-köpfigen Außendienstes. Am härtesten betroffen ist die Region Ost unter Verantwortung des für seine strikte Gangart berüchtigten Leiters Torsten Stronkowski. Seine zehn Außendienstler, die von der Ostsee über Berlin bis nach Dresden und Leipzig unterwegs waren, müssen gehen. Im restlichen Bundesgebiet werden weitere 15 Stellen zusammengestrichen.

Intern monierten Mitarbeiter, dass sie über einen langen Zeitraum in Unklarheit gelassen wurden, wer auf der Streich-Liste steht. Entsprechend sei die Motivation innerhalb des Vertriebsteams im Keller gewesen. Mittlerweile sind die Betroffenen informiert. Laut Stadler habe man von 25 Leuten ohnehin nur fünf betriebsbedingt kündigen müssen. Für den Rest habe man in Abstimmung mit dem Betriebsrat sozialverträgliche Lösungen gefunden. So sei ein Teil von sich aus in neue Jobs gewechselt, andere hätten das Angebot der Altersteilzeit angenommen.

Wie groß die Verunsicherung oder auch der Unmut innerhalb des Vertriebsteams war, zeigt der Abgang von Carsten Burmann, GVL im Raum Bayern. Er war über 25 Jahre beim Gerolsteiner Brunnen und soll von sich aus die Reißleine gezogen und sich (als Nachfolger von Süd-GVL Bernd Poltermann) der Fachingen Heil- und Mineralbrunnen GmbH angeschlossen haben. Auch von den entlassenen Ost-Vertrieblern sickern allmählich erste Personalien durch. So soll sich Eckes-Granini zum 1. Juli den in der Hauptstadt bestens verdrahteten David Kuhlow geangelt haben. Kuhlow war neun Jahre lang als Gebietsleiter Gastro/ GFGH in Berlin und Umgebung für Gerolsteiner unterwegs. Für Granini soll der 41-Jährige offenbar die Region „Küste und Inseln“ (Berlin Nord und Ost, Meck-Pomm, sowie Rügen und Usedom) im Team von VKL Süd/Ost Andrea Roßmann beackern. Ein weiterer Gerolsteiner- Mann, der in Berlin viele Jahre den LEH alleine gewuppt hat, wird mit einer oberbayerischen Brauerei in Verbindung gebracht.

Deutschlands Vorzeigebrunnen Gerolsteiner folgt mit dem radikalen Abbau einem Masterplan, der an das Sparprojekt „Helgoland“ 2008/09 erinnert (INSIDE 551). Während der Vertriebsapparat kostensparend eingedampft wird, soll gleichzeitig das KAM um fünf Stellen intern aufgestockt werden. Stadler will mit einer kleineren, effizienteren Truppe gezielt dort angreifen, wo Absatz und Umsatz entwickelt oder verteidigt werden müssen. Dazu streicht er die Regionen auf vier zusammen. Es bleiben im Ferngebiet Norden und Süden und im Kernmarkt Mitte und Westen. Der rasierte Osten soll künftig verstärkt über das neue fünfköpfige KA-Team (vier Stellen sind bereits besetzt) und über Merchandising sowie ein flächendeckendes Kooperationsgeflecht via Fachgroßhandel bearbeitet werden.

Dass die Schrumpfkur in Zusammenhang mit dem Management- und Vergütungssystem (MVS) steht, weist Stadler weit von sich. Diese Diskussion bestehe mit dem Betriebsrat seit gut zwei Jahren. Worum geht es dabei? Bei Gerolsteiner wurde der AD lange Zeit nicht nach Tarif bezahlt. Dadurch soll es laut INSIDERN innerhalb der Organisation unter Mitarbeitern, die die gleichen Tätigkeiten bei gleich langer Betriebszugehörigkeit gemacht haben, zu großen Gehaltsunterschieden gekommen sein. Die Rede ist von brutto 500 bis 1.500 Euro/Monat. Nach gerichtlichen Auseinandersetzungen und auf Druck des Betriebsrats hat man sich nun darauf verständigt, einen Großteil des AD wieder in den Tarif einzugruppieren. Im außertariflichen MVS bleiben laut Stadler nur noch seine Direct Reports, sprich die Leiter der Key Accounts, Leiter Innendienst und die Leiter Regionen.

Artikel aus INSIDE 929