Nach rund 25 Jahren müssen sich 311 Edeka-Händler in Ostbayern auf einen neuen Lieferanten einstellen. Asap. Die Regionszentrale informierte letzte Woche: „Die Mehrweg-Getränke-Belieferung durch die Firma Geins wurde uns einseitig gekündigt.“ Was war passiert?
Das Volumen ist erklecklich. Mehr als drei Mio Kisten, insgesamt über 25 Mio Euro Umsatz, hat Getränke Geins zwischen Regensburg, Landshut und Passau seit Mitte der Neunziger Jahre für die Edeka Südbayern gefahren. Genauer gesagt als Unterverleger für Streckenhalter Trinks, der nur Teile der Region selbst anfährt.
Trinks hatte letztes Jahr noch einen neuen langfristigen Vertrag mit der Edeka Südbayern ausgehandelt. Angeblich soll die Edeka dabei vergessen haben zu erwähnen, dass es sich um den letzten Vertrag handelt. Edeka Südbayern-Chef Claus Hollinger und sein Einkaufs-Vorstand Werner Gruber wollen nach dem Vorbild der Edeka Südwest oder der Edeka Rhein-Ruhr Mehrweg in eigene Hände nehmen. Im niederbayerischen Wallersdorf geht für über 35 Mio Euro Baukosten spätestens 2025 ein neues Regionallager (24.000 qm) in Betrieb, dass auch Getränke verarbeiten kann. Der Neubau der Trinks-Niederlassung Töging (30.000 qm, 9.000 qm Halle), für den vor vier Wochen der Spatenstich erfolgte, wurde unabhängig von der Edeka-Entwicklung geplant.
Für Geins aber war klar, dass das Edeka-Paket nur noch für wenige Jahre zu halten sei. Weil das Geins-Lager in Regensburg ohnehin überlastet ist, hätte der Get N-Verleger sogar investieren müssen. Und das für eine dünne Marge, die Streckenhalter Trinks nicht verbessern konnte/wollte. Wolfgang und Rainer Geins warfen hin. Sie verzichten auf 11,5% ihres im vergangenen Jahr 235 Mio Euro Großhandelsumsatzes.
Die Edeka musste schnell eine Ersatzlösung zusammenfummeln. Ziegler-Ottensoos hat abgewunken, Ab 1.4. werden die Edekaner in Ostbayern stattdessen von den eigenen Regionallägern in Gaimersheim, Trostberg, und Straubing und vom früheren Tengelmann-Lager in Eching angefahren. Weiter Märkte landen bei Trinks und beim Getränkehaus Plöchl, Kirchdorf.
Einige Edekaner wären sicherlich lieber weiterhin von Geins beliefert worden, als jetzt von der Zentrale mit einer provisorischen Lösung abgespeist zu werden. An sie richten Vorstand Gruber und sein Geschäftsleiter Einkauf Oliver Simon die eindringliche Botschaft: „Wir bitten Sie auf eine mögliche Kundenakquise der Firma Geins nicht einzugehen, da es ab dem 1.4.2022 keine Verrechnungsmöglichkeit mehr geben wird.“
Artikel aus INSIDE 896