Die exklusive INSIDE-Meldung vom Montag dieser Woche kommentieren weder Trinks-Gesellschafter noch Rewe. Doch hinter den Kulissen wird bestätigt: Der Deal ist so gut wie durch. Der LEH-Gigant steigt in den GFGH ein. In der Geschichte der deutschen Getränkewelt wird ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Deutschlands (neben der DGL) führender Getränkelogistiker Trinks wird rot. Wenn die letzten Unterschriften unter die Verträge kommen und das Kartellamt keine Steine in den Weg legt, werden die 33,33%-Gesellschafter Krombacher, Bitburger und Warsteiner die Rewe als vierten Gesellschafter an Bord nehmen. Sie soll künftig 25%, anderen Quellen zufolge sogar 50%, der Anteile halten. Der Kaufpreis soll über eine Kapitalerhöhung in die Firma fließen.
Trinks deckt mit 16 Standorten und 1.500 Mitarbeitern beinahe ganz Deutschland ab. Über 15 Mio hl Getränke, mehr als 8 Mio hl Bier, 5 Mio hl Wasser und 2 Mio hl Süßgetränke bewegt Trinks alljährlich und zählt zu den wichtigsten Leergutsortierern. Der Umsatz liegt bei 1,35 Mrd Euro, das Ergebnis nahe der Nulllinie. Aufs Geldverdienen haben es die Gesellschafter nicht unbedingt abgesehen. Entscheidend ist die unveränderte, vielleicht sogar steigende Bedeutung der Logistik im Getränkegeschäft. Die Verfügbarkeit von Leergut ist für die Industrie zur Zukunftsfrage geworden. Die nun unter die Fuchtel des zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändlers gerät.
Die Rewe hatte eine Eigenversorgung mit Getränken bislang abgelehnt, stattdessen über die Tochter LHV das Mehrwegvolumen national an unterschiedliche Fachgroßhändler vergeben. Offenbar wollen die Kölner mit dem Trinks-Coup ihre Abhängigkeit reduzieren. Mit gravierenden Folgen für den Markt.
Wettbewerb überrumpelt
Vom Deal überrumpelt sind jetzt die Mitbewerber der Rewe, die gleichzeitig große Kunden von Trinks sind. Der Markt ist aufgeteilt. Zusätzliche Kapazitäten kaum vorhanden. Die Schwarz-Gruppe (Kaufland), die mit einer drohenden Mehrwegpflicht auch für die Schwester Lidl eine Versorgung zu organisieren hätten, müsste ihre strategischen Planspiele jetzt in Windeseile umsetzen; wenn sie im nächsten Sommer nicht von der Gnade ihres Mitbewerbers abhängen will. Aus dem GFGH wurden in den letzten Monaten schon Signale empfangen, dass Schwarz Interesse an Übernahmen angezeigt habe.
Und die Edeka? Deren Bestrebungen, die Eigenlogistik einer Edeka Südwest, Rhein-Ruhr oder Hessenring auch in anderen Regionalgesellschaften aufzubauen, hatte die Rewe vermutlich erst zu diesem kühnen Schritt veranlasst. Doch der Masterplan der Edeka ist bis auf Südbayern, wo an den Standorten Wallersdorf und Landsberg 180 Mio Euro in Mehrweglogistik investiert wird, in den meisten Regionen nur ein frommer Wunsch.
Im GFGH schrillen die Alarmglocken. Kaum ein Streckengroßhändler, der kein großes Rewe-Paket fährt. Auch die nationalen Trinks-Alternativen wie Profi-SGL oder DGL müssen um ihre knappen Profits bangen. Auf der Suche nach Effizienz hatten sich die Strecken-GFGHs untereinander arrangiert. Jeder fährt mal beim Anderen auf dem Deckel.
Ein Austausch der jetzigen Lieferstrukturen würde im GFGH zu unabsehbaren Verwerfungen führen. Mit der Rewe im Spiel gerät das sorgsam austarierte Gebilde ins Wanken.
Der Deal unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe. Noch bis zuletzt hat die Rewe business as usual betrieben. Die durch die Schließung von Splendid Drinks Bielefeld entstandene Lücke (25 Märkte, gut 1 Mio Kisten Mehrweg – INSIDE 934) wurde an Waldhoff und die DGL vergeben (die dem Vernehmen nach auch Edeka-Lüning und Splendids 13 Getränkewelt-Märkte beliefert). Trinks hatte sich aus Kostengründen noch gegen eine Belieferung entschieden.
Artikel aus INSIDE 936