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Gaffel im Krisentunnel

Kaum eine Bierstadt wird von Corona so getroffen wie Köln. Und dort besonders Fassbier-Marktführer Gaffel, der zudem die Belastung einer Mega-Investition trägt. Der Chef zeigt sich kämpferisch.

Heinrich Philipp Becker müsste jetzt eigentlich glücklich sein. 14 Jahre nachdem er bei der Privatbrauerei Gaffel antrat, ist er am Ziel. Seine inkl. Fassbrause und Richmodis im vergangenen Jahr noch 450.000 hl werden jetzt nur noch an einem Standort, der runderneuerten Produk­tionsstätte der 1998 übernommenen Richmodis in Köln-Porz, hergestellt. Nach der Schließung der ursprünglichen Brauerei in der Altstadt am Eigelstein (2014) ist jetzt auch Gaffels Abfüllzentrum in Köln-Bilderstöckchen dicht. Das Gelände kaufte die Stadt Köln für die Müllabfuhr. Stattdessen geht in Porz nun eine neue Albert Frey-Anlage in Betrieb und füllt neu angeschaffte Kombi-Fässer (KEG und Stich). Schon zuvor hatte Becker in eine Krones-Anlage investiert. Dadurch ist die Fremdabfüllung bei König (Dose) und Königshof (Flasche) Geschichte. Mit der Beendigung der langjährigen (laut INSIDERN sehr günstigen) Vereinbarungen reduziert Gaffel weniger Kosten als Komplexität. Beides wird hingegen mit der Schließung der Verwaltung nahe der alten Brauerei in der Altstadt eingespart, die nun ebenfalls nach Porz verlagert wird. 

Freude über den Abschluss des Mammut-Projekts kommt nicht auf. Die Pandemie schlägt brutal zu. Gaffel verkaufte über die Hälfte des Umsatzes im Fass und mit dem Gaffel am Dom, das 2019 noch 1 Mio Gäste versorgte, fällt eine zweite wichtige Umsatz- und Ertragssäule aus. Trotz hoher Abschreibungen (in Köln heißt es, allein die Postbank habe ein über 50 Mio Euro schweres Darlehen gegeben), zeigt Heinrich Philipp Becker keine Verzweiflung: „Wir kommen da durch.“ Die höhere Effizienz der Braustätte lässt sich aktuell freilich nur in der Theorie erahnen. Becker hofft auf eine Verbesserung der Absatzlage 2021. Und auf Unterstützung der Politik. 

Der Kölner Verbands-Gf Christian Kerner hat in einem Schreiben an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet nochmal auf die Situation von Gaffel, Früh & Co hingewiesen. Die moderne Braustätte in Porz könnte ohnehin auch anders ausgelastet werden. Gaffel will sich neben den Eigenmarken als Dienstleister für Getränkeunternehmen etablieren, als Lohnhersteller und-abfüller. Für AfG und Bier, aber nicht für Kölsch.  

Für die Brauerei ungefährlich, für Becker selbst aber lästig, ist eine Niederlage vor Gericht. Sein Onkel und 38-%-Gesellschafter Johannes Becker, der von Heinrich Philipps 2017 verstorbenem Vater Heinrich Becker aus der Brauereiführung gedrängt wurde, unternimmt weiterhin alles, um ans Ruder zurückzukehren. Das OLG Köln urteilte nun, dass Heinrich Philipp 2016 seine Pflichten als Gaffel-Gf verletzt habe, als er den Rohrkrepierer Cascara auf den Markt brachte, der kurz nach der Einführung als „Novel Food“ vom Markt genommen werden musste. Angeblich 500.000 Euro seien ausgegeben worden (so hoch zumindest die Summe, die Gaffel als Schadensersatz vom Institut Fresenius fordert, das zuvor die Verkehrsfähigkeit der Kaffeekirschen-Limo bescheinigt hatte). Onkel Johannes klagt deshalb auf Schadensersatz, nicht von der Brauerei, sondern direkt von seinem Neffen. Zuvor aber geht die Causa noch in die nächste Instanz. 

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